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Octodad: Dadliest Catch (eShop)

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Octodad: Dadliest Catch (eShop)

Auf den ersten Blick scheint „Octodad: Dadliest Catch“ ein recht langweiliges Spiel zu sein. Als Familienvater darf man nach der Hochzeit Haushaltsaufgaben erledigen, einkaufen und mit der Familie einen Ausflug unternehmen. Doch besonders geschulte Augen dürften auf den fünften Blick erkennen, dass der unscheinbare Vater gar kein Mensch, sondern tatsächlich ein Oktopus ist! Ob diese unerwartete Wendung zu einem guten Spiel führt, haben wir für euch herausgefunden.

Eine rutschige Angelegenheit

In „Octodad: Dadliest Catch“ erledigt man eigentlich nur normale Aufgaben. Deshalb wird man Kaffee kochen, den Rasen mähen, einkaufen und diverse Attraktionen in einer Aquariumsanlage genießen. Da man jedoch den titelgebenden Octodad spielt, der sich in seinem Anzug nicht gerade frei bewegen kann, stellt die Steuerung die größte Herausforderung dar. Man steuert nämlich seine Füße mit den Schultertasten sowie dem linken Stick, was aufgrund der Physikengine eine genaue Steuerung unmöglich macht. Noch lustiger sind die Arme, denn diese werden mit beiden Sticks gesteuert, weshalb das Greifen von Objekten jedes Mal zu einer Geschicklichkeitsangelegenheit wird.

Dieses abgedrehte Prinzip wirkt zunächst befremdlich, wird dann jedoch zum großartigen Spaß. Es macht ebenso viel Spaß, Chaos anzurichten wie die Aufgaben haargenau auszuführen. Der Lerneffekt verhindert hier Frust, denn während die leichten Herausforderungen noch schwierig wirken, wird der Spieler immer fähiger. Gleichzeitig wird er aber auch ständig gefordert, denn die Aufgaben werden kniffeliger und erfordern immer mehr Geschick. Das grundlegende Prinzip funktioniert also extrem gut, auch wenn man alleine gegen Ende etwas gelangweilt sein könnte, da sich am Konzept natürlich nichts ändert. Vorsicht ist jedoch jederzeit geboten, denn wenn man zu viel Chaos in Gegenwart von Menschen anrichtet, wird man enttarnt und muss vom letzten Checkpoint neu anfangen.

Kein normaler Alltag

Das Leveldesign unterstreicht die Steuerung glücklicherweise so gut, dass man immer wieder auf neue Weise gefordert wird. Die anfänglichen Aufgaben sind nämlich simpel, doch gerade im späteren Verlauf gibt es genug Ideen, um den Spieler bei Laune zu halten. Besonders präzise Passagen, die jeden Fehler bestrafen, können frustrierend sein, diese zu überwinden ist dazu umso erfreulicher. An dieser Stelle sollen die zahlreichen Überraschungen natürlich nicht verraten werden, doch die Fülle an Ideen gefällt sehr und nur der letzte Abschnitt wirkt nicht unbedingt stimmig. Leider führt das aber auch dazu, dass man nach weniger als zwei Stunden bereits das Finale erreichen kann und anschließend nur zwei kurze Bonus-Missionen zur Verfügung stehen. Der Wiederspielwert hält sich ebenfalls in Grenzen, da man fast alle Überraschungen im ersten Durchlauf erleben wird. Etwas fragwürdig sind zudem kleine Änderungen im Vergleich zur Original-Version, die einige frustrierende Aufgaben erleichtern. Einige werden froh über die Anpassungen sein, andere sich das Erfolgsgefühl beim Überstehen zurückwünschen.

Mit Herz und Humor

Eine solch verrückte Idee benötigt eine ebenso verrückte Geschichte, und die ist überraschenderweise sehr stark geworden. Natürlich dominiert der Humor, der mit gelungenen Witzen und geradezu lächerlichen Situationen voll ins Schwarze trifft. Doch neben der lustigen Seite gibt es auch eine ernste Geschichte, denn der Familienvater entfremdet sich durch seine wahre Identität von seiner Familie, die mehr Zeit mit ihm verbringen möchte. Gerade seine Ehefrau möchte mehr über seine Vergangenheit herausfinden, weshalb sein Erzfeind, ein Chefkoch, zum Problem wird. Ebenso stark sind kurze, herzerwärmende Szenen mit den Kindern. Man darf zwar kein vielschichtiges Drama erwarten, doch für eine Komödie haben die Macher eine gute Balance zwischen Absurdität und Realismus gefunden, die wunderbar funktioniert.

Wenn das Chaos regiert

Das wahre Highlight von „Octodad: Dadliest Catch“ ist mit Abstand der Mehrspieler-Modus. Dieser ist genauso verrückt wie die Mechaniken, jedoch zehn Mal verrückter. Bis zu vier Spieler dürfen nämlich die Arme und Beine einzeln steuern, weshalb wortwörtlich jeder Schritt die Kooperation aller Mitspieler verlangt. Wer jedoch noch mehr Spaß möchte, sollte den Roulette-Modus einschalten, bei dem regelmäßig die Rollen neu verteilt werden. Das macht den Ablauf zwar noch chaotischer, jedoch gleichzeitig unglaublich spannend. Purer Spaß steht im Fokus, und man wird sich an bestimmte Momente erinnern. Im Test haben alle Beteiligten bestätigt, dass das Stichwort „Rolltreppen“ ab sofort ganz besondere Emotionen auslösen wird. Trotzdem muss die Gruppe frustresistent sein, denn einige Abschnitte wirken nahezu unfair und ziehen sich durch den langsamen Ablauf mit Freunden unnötig in die Länge.

Altersschwächen

Das Spiel sieht auf Nintendo Switch ebenso aus wie auf PlayStation 4 und PC, auch wenn die Farben im Handheld-Modus etwas blass wirken. Das ist leider nur bedingt gut, denn das Spiel hat einige Jahre auf dem Buckel und sieht deshalb nicht unbedingt schön aus. Vor allem die Charaktermodelle haben zu viele Ecken und Kanten, weshalb sie befremdlich wirken. Auch die Orte können trotz gelungenem Grafikstil nicht mehr überzeugen und wirken hoffnungslos veraltet. Dafür überzeugt die Bildrate, denn die kleineren Aussetzer sind verschmerzbar und fallen nicht unbedingt auf. Kleinere Glitches, die oftmals jedoch witzig sind, lassen sich zudem kaum vermeiden.

Die Steuerung ist natürlich ein wichtiger Faktor und funktioniert auf Nintendo Switch wunderbar. Selbst mit einem Joy-Con steuert sich alles so genau, wie es die Physik in dem Spiel erlaubt und man wird nicht beeinträchtigt, wenn man keinen vollständigen Controller nutzt. Auch der Soundtrack ist wunderbar, und die englischen Sprecher leisten einen guten Job. Alles in allem wird also eine gelungene Portierung geboten, die nur optisch dieselben Probleme mitbringt wie die ursprüngliche Fassung.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Auch nach einigen Jahren ist „Octodad: Dadliest Catch“ ein riesiger Spaß, den man am besten mit Freunden genießen sollte. Deshalb darf man über die Portierung auf Nintendo Switch zufrieden sein; vor allem die Steuerung mit einzelnen Joy-Con dürfte Spieler beruhigen, denn sie funktioniert wunderbar. Die tolle Geschichte, das verrückte Gameplay und die spaßigen Aufgaben unterhalten, wobei die kurze Spielzeit leider ebenso enttäuscht wie bei der damaligen Veröffentlichung. Die Grafik hingegen wirkt heutzutage zu stark veraltet, auch wenn sie den Titel nicht trübt. Wer den Alltag des Octodads noch nicht erlebt hat, darf sich also auf eine tolle Zeit freuen, während Fans hier nichts finden werden, das einen Neukauf rechtfertigt.

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