Spiele • Switch

Nine Parchments (eShop)

Mehr zum Spiel:

Nine Parchments (eShop)

Das finnische Studio Frozenbyte dürfte vor allem für die „Shadowgrounds“- sowie „Trine“-Serien bekannt sein. Nach den glorreichen Tagen kam jedoch der Fall, denn weder „Trine 3: The Artifacts of Power“ noch „Shadwen“ oder „Has-Been Heroes“ konnten die Fans wirklich überzeugen. Deshalb liegt die ganze Hoffnung auf „Nine Parchments“, das zwar im „Trine“-Universum spielt, dafür aber keine Rätsel sondern reine Action in den Mittelpunkt stellt. Kann das Ergebnis überzeugen oder muss man länger auf den nächsten Hit warten? Wir haben uns ins Gefecht gestürzt und es herausgefunden.

Keine Überraschungen

Das Spiel wirkt auf den ersten Blick wie aus dem Lehrbuch. In zahlreichen Level kämpft sich der Spieler durch Horden an Feinden, die über verschiedene Elementareigenschaften verfügen. Um diese zu besiegen, darf man selbst Zaubersprüche anwenden. Einmal eingearbeitet, kommt ein guter Spielfluss zustande, in dem man die häufig chaotischen Kämpfe gut überblicken muss, um zu gewinnen. Manchmal kommen Gegner auf die Spieler zu, mitunter gibt es kleine Arenen und regelmäßig geht es gegen Boss-Gegner, die durch besonders fiese Angriffe den relativ eintönigen Verlauf aufbrechen und Neudenken verlangen.

Zugegeben, wirklich innovativ ist nichts von den Mechaniken. Gerade die Zaubersprüche vermissen den Charme, den man aus anderen Spielen kennt und wirken zu oft wie Kopien voneinander, nur mit anderem Elementar-Schaden. Zwar gibt es durchaus besondere Angriffe, doch gerade die fehlende Abwechslung lässt die Reise auf der Suche nach diversen Seiten eines Zauberbuches langatmig wirken. Die Geschichte als Motivation funktioniert sowieso nicht, da die Charaktere austauschbar wirken und die seltenen Dialoge oder Erzählungen die Welt nicht wirklich erklären. Diese schwerwiegenden Probleme, die ein Spiel normalerweise im Mittelmaß versinken lassen würden, wirken jedoch nur so drastisch, wenn man alleine unterwegs ist.

Freunde + Chaos = Spaß

Wirklich Spaß macht „Nine Parchments“ erst, wenn man mit bis zu drei Freunden spielt. Das geht sowohl lokal an einer Konsole als auch über einen wunderbaren Online-Modus, bei dem wir keine Verbindungsschwierigkeiten feststellen konnten. Plötzlich werden die Kämpfe unterhaltsamer, da man nicht mehr alleine kämpft, sondern sich mit den Mitspielern koordinieren kann und demnach nicht drauf los schießt, sondern planen und taktisch vorgehen kann. Das funktioniert besonders gut, da einige Mechaniken nur mit anderen Spielern ausgelöst werden können.

Friendly Fire ist hier das große Stichwort, denn mit seinen eigenen Sprüchen kann man auch seinen Mitspielern schaden. Im Gegensatz zum Solo-Modus ist spaßloses Draufschießen deshalb eher unklug und könnte dem eigenen Team mehr schaden als den Feinden. Gerade dieses Koordinieren bereitet viel Spaß und lässt selbst den monotonen Ablauf besser dastehen. Selbst Heilzauber können nicht einfach losgelassen werden, da diese auch Feinde treffen können. Das Spiel gewinnt also viel mehr Tiefe, auch wenn es extrem frustrierend sein kann, wenn die Mitspieler eher unerfahren sind. Ausschalten kann man das für Neulinge nicht, weshalb „Nine Parchments“ sicherlich kein Titel für jeden ist. Wer die Systeme meistert, darf hingegen sogar Zauber mit Freunden vereinen und somit noch stärkere Angriffe loslassen. Die Zusammenarbeit ist also nicht nur eine Pflicht, sondern eine echte Bereicherung. Selbst wenn einige Kämpfe mit Freunden schwieriger werden, machen sie dennoch mehr Spaß, und darauf kommt es schließlich an.

Verpasste Chancen

Das grundlegende Gameplay reicht allerdings nicht aus, um die Schwächen des Spieles auszumerzen. Besonders die Motivation ist da ein Problem, denn man kann aus Kisten nur Erfahrungspunkte, Hüte oder Waffen erhalten. Die Waffen sind dabei mit Abstand am nützlichsten, da diese besondere Effekte mitbringen. Hüte hingegen haben nur optische Auswirkungen, und ansonsten gibt es keine weitere Ausrüstung. Es fällt schwer zu begreifen, wie die Macher diese perfekte Vorlage für ein spannendes Loot-System komplett ignorieren konnten und daraus im Endeffekt eine Qual machen, die richtigen Sachen zu sammeln, anstatt eine kontinuierliche Motivation zu bieten. Das ist einer der Gründe, weshalb sich das Spiel nur wie eine Ansammlung guter Ideen anfühlt. Eine eigene Identität ist allerdings nicht gegeben, da es zu wenig spannende Mechaniken gibt und viele Ideen schlichtweg nicht zuende gedacht wurden. Das ist nicht unbedingt schlecht, jedoch fällt es dem Titel deshalb so schwer, sich von der Masse abzuheben.

Da hilft es auch nicht, dass das Spiel 32 Level lang ist. Diese können nämlich nur in der richtigen Reihenfolge angegangen werden. Einige Highlights erneut zu spielen, geht also nicht ohne weiteres. Zwar werden die Helden stärker, aber das alleine kann nur bedingt überzeugen. Die Bonus-Missionen, durch die man nicht nur drei weitere Variationen der beiden Start-Helden, sondern insgesamt sieben unterschiedliche Charaktere freischalten kann, wirken besonders dann frustrierend, wenn man sie im weiteren Verlauf verpasst hat. Weiterhin ist es eine Tragödie, dass man nur ein Spiel am Laufen haben kann. Möchte man nicht mehr Online spielen und stattdessen den Einzelspieler fortsetzen, muss man den bisherigen Fortschritt überschreiben. Zwar bleiben alle Gegenstände sowie die Erfahrungspunkte bestehen, durch die fehlende Level-Auswahl ist man jedoch gezwungen, vom Start zu beginnen. Das soll demnächst behoben werden, ist aktuell jedoch ein schwerwiegendes Problem, das die Erfahrung beeinträchtigt. Vor allem bei einer Kampagne, die fünf Stunden dauert und viele Funktionen in der zweiten Spielhälfte versteckt, ist das ein Unding.

Ein rundes Paket

All die Stärken und Schwächen des Spieles kann man leicht übersehen, wenn man sich die Level selbst anschaut. Diese sind grafisch eine Pracht, egal ob am TV oder im Handheld-Modus. Viele Details und vor allem kräftige, atmosphärische Farben erzeugen eine wunderbare Atmosphäre und lassen die Reise tatsächlich magisch erscheinen. Die Effekte sind ebenfalls gelungen und lassen das unkreative Gegner-Design in den Hintergrund rücken. Das hat allerdings dann zur Folge, dass der Bildschirm oft überladen ist und man leicht den Überblick verlieren kann. Trotzdem bleibt die Bildrate im akzeptablen Bereich und beim normalen Spielen fallen einem die seltenen Ruckler oder Slowdowns nicht auf.

Einzig bei der Musik wäre etwas Einprägsameres wünschenswert gewesen. Der Soundtrack passt zwar zur Atmosphäre, dümpelt aber auch vor sich hin und kann nicht mit Ohrwürmern glänzen. Zudem werden die Stücke sowieso durch die Angriffs-Töne überdeckt, die zwar wuchtig sind, jedoch das Chaos im Mehrspieler-Modus zu gut widerspiegeln. Das ist aber ein kleiner Kritikpunkt, der im Mehrspieler unbedeutend wird. Die Steuerung funktioniert gut, nur das Wechseln zwischen den Zaubern kann im späteren Verlauf umständlich werden. Gerade das Zielen mit dem rechten Stick ermöglicht jedoch präzise Angriffe, und das selbst im Chaos.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Nine Parchments“ ist eine Ansammlung guter Ideen, die vor allem mit Freunden enormen Spaß bereiten kann. Durch die Level zu streifen, Zaubersprüche zu erlernen und zusammen zu arbeiten, anstatt sich umzubringen, ist eine Garantie für unterhaltsame Stunden, egal ob lokal oder online. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass dieses Spielgefühl alleine überhaupt nicht entsteht. Problematischer sind dann aber die Ecken und Kanten, die nicht nur den monotonen Ablauf betreffen. Das Loot-System ist unmotivierend und die fehlende Level-Auswahl erschwert kurzweilige Runden. Schlimm ist aktuell auch das Problem mit dem Story-Fortschritt, der beim Wechsel zum Online-Modus überschrieben wird. Das verhindert aktuell auch eine höhere Wertung für das Spiel, das ansonsten spaßige und vor allem wunderschöne Gefechte mit Freunden bietet.

Bisher gibt es einen Kommentar

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.
  • Avatar von Pennilein69
    Pennilein69 09.01.2018, 17:07
    Wir fanden die Demo schon fad...