Durch PlayStation VR dürften viele Spieler Genres neu erlebt haben, an denen das Interesse stark gesunken ist. Vor allem kleine Geschicklichkeitsspiele, die kaum aus der Masse herausstechen, haben durch die Technologie die Chance zu glänzen. Im Falle von „Light Tracer“ trifft dies ganz besonders zu, denn die Idee ist simpel, wirkt aber wie geschaffen für die virtuelle Realität. Wir haben den Himmel aufgesucht, um euch zu verraten, ob aus der Idee auch ein gutes Spiel geworden ist.

Eine talentierte Prinzessin

In „Light Tracer“ muss der Spieler mit einer Prinzessin arbeiten, die den Himmel erreichen will, um ihr Königreich zu retten. Dabei steuert man die Dame aber nicht selbst, sondern einen großen Stab, der ein Licht aussendet. Die Prinzessin läuft dann in einer geraden Linie zu dem Punkt, was anfangs noch simpel ist. Sobald die Gänge aber schmaler und Gegner eingeführt werden, zeigt sich, wie herausfordernd die Reise tatsächlich sein kann.

Die Welt ist einzigartig aufgebaut, denn sie besteht aus Wegen und Flächen, die in der Luft schweben. Das Ziel ist es, immer weiter nach oben zu kommen, doch genau das wird schon schnell schwierig. Das Laufverhalten der Prinzessin kann nämlich frustrierend werden, wenn sie enge Passagen überwinden muss. Fällt sie herunter, muss man entweder vom letzten Checkpoint oder einer unteren Passage fortfahren. Da der Schwierigkeitsgrad schnell ansteigt, wird man also einige Herausforderungen immer wieder angehen und das Gefühl haben, dass die Steuerung zu empfindlich ist. 

Spannend und abwechslungsreich

Obwohl der Ablauf frustrierend sein kann, bleibt das Spiel faszinierend. Man muss nämlich ständig aktiv die Welt drehen, um eine gute Perspektive zu erhalten und somit den Überblick zu behalten. Der Spieler verhält sich dabei wie ein Gott und analysiert die Situationen immer genau, bevor er die Heldin auf den Weg schickt. Die kleine Welt wortwörtlich in der Hand zu haben, fühlt sich dabei wunderbar an.

Die große Stärke ist definitiv das Level-Design. Dieses bietet alles von actionreichen Passagen über Rätseln, die wirklich einen Perspektivwechsel verlangen. Leider wiederholen sich gegen Ende viele dieser Herausforderungen, dennoch bemerkt man die Fülle an Ideen durchgehend. Auch die Bosskämpfe können regelrecht grandios sein und spannende Situationen bieten, die nie zu leicht, jedoch meist auch nicht zu frustrierend sind.

Keine perfekte Realität

Leider ist die Ausführung nicht immer gut geworden, was die tollen Ideen völlig untergraben kann. Die Heldin kann nämlich auch springen, allerdings fühlt sich das nie präzise sondern sehr abgehackt an. In den späteren Leveln fürchtet man sich ständig vor Passagen, die die Präzision erfordern, denn oftmals ist es Glückssache, was auch an einer Verzögerung liegt. Dasselbe Problem ergibt sich bei dem Schwert, sodass Kämpfe gegen Feinde unnötig frustrierend werden. 

Auch die Kamerasteuerung kann problematisch sein. Wenn man in hektischen Situationen die Welt drehen möchte, kann es durchaus passieren, dass man nicht die richtige Drehung ausführen kann, da die Bewegungen nicht gut genug erkannt werden. Zudem gibt es viele Bugs, weshalb die Heldin stecken bleibt oder bestimmte Ereignisse einfach nicht ausgelöst werden. Deshalb muss man sogar mitunter das Spiel neu starten, was noch immer nicht ausgebessert wurde.

Unnötig schwierig

Wer einen knuffigen Rätsel-Plattformer erwartet, dürfte schockiert werden. Der Schwierigkeitsgrad ist, wie bereits erwähnt, hoch, doch mitunter auch unfair. Es gibt acht Welten, wobei sieben davon jeweils sechs Level bieten. Das ist nicht wenig, jedoch kommt es gerade später auf blitzschnelle Reaktionen an. Obwohl einige der Spielmechaniken offensichtlich nicht ganz so gut funktionieren, haben die Macher keinen leichteren Modus eingebaut, also kann es durchaus passieren, dass man das Ende gar nicht erreicht. 

Ein weiteres Problem sind die Feinde. Diese können gut eingesetzt werden, doch vor allem diejenigen, die die Heldin abschießen können, sind frustrierend. Als Spieler fällt es einem schwierig, die Angriffsmuster immer vorauszuahnen, und wird dieser Druck mit engen Passagen verbunden, fragt man sich, wieso solche Feinde überhaupt nötig sind. Noch schlimmer ist es, dass die Heldin bereits nach einem Treffer ausgeschaltet wird; man darf sich also keine Fehler erlauben. Das ist nicht motivierend, sondern unfair.

Ein charmantes Märchen

Optisch sieht „Light Tracer“ wirklich fantastisch aus. Die bunten Umgebungen sowie die liebevollen Charaktere wissen zu überzeugen, verlieren jedoch aufgrund des Schwierigkeitsgrades ihren Charme ebenso schnell. Auch die Musik dümpelt eher im Hintergrund, anstatt den Spieler bei Laune zu halten. Zudem sind einige der Animationen unschön, Ruckler tauchen hingegen glücklicherweise nicht auf. Alles in allem wird der Spieler also optisch verzaubert, was jedoch die fragwürdigen Design-Entscheidungen nicht in Vergessenheit geraten lässt.