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L.A. Noire

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L.A. Noire

Mit Switch hat Nintendo in diesem Jahr gezeigt, dass sie neben genialen Eigenprodukten auch die Third Party-Hersteller wieder für die Entwicklung für Nintendo-Konsolen begeistern möchten. Neben „DOOM“ und „Skyrim“ steht jetzt binnen kürzester Zeit die nächste Überraschung bereit. Denn Rockstar Games lässt sich nicht lumpen und bringt eine überarbeitete Fassung von „L.A. Noire“ nicht nur für die PS4 und Xbox One, sondern auch für Nintendo Switch heraus. Wir haben uns für euch durch das Detektiv-Abenteuer geknobelt und herausgefunden, ob es für eine schlechte Portierung inhaftiert werden sollte.

Ein Los Angeles voller Kriminelle

Der Titel verheißt eigentlich schon alles, was im Spiel geboten wird. Im Los Angeles der 50er-Jahre nach dem zweiten Weltkrieg nimmt der Kriegsveteran und Protagonist Cole Phelps wieder seine Arbeit als rechtschaffener Polizist auf. Nach kurzer Zeit gelingt ihm da die Einbuchtung seines ersten Mords, weshalb er ab dem Punkt immer weiter in den Rängen aufsteigt in der Polizei-Station, aber damit auch größere Fische auf ihn aufmerksam macht. Zudem holt ihn immer wieder seine Vergangenheit ein.

Die Geschichte an sich ist nicht wirklich das, was einen am Spiel hält, da sie insgesamt viel zu wirr und vor allem fragmentiert erzählt wird. Daher muss man eigentlich zu lange am Ball bleiben und auch geheime Zeitungssauschnitte finden, um wirklich alles zu wissen, weshalb die meisten wahrscheinlich schnell gedanklich abschalten werden. Viel mehr hangelt man sich von Fall zu Fall, die kurzweilige, kleine Handlungen erzählen, die ein vollständiges Bild von dem geben, wie es im Los Angeles der 50er abging. Es sind viele Elemente von Pulp-Romanen und Noir-Krimis verbaut, aber gerade deshalb muss man die Entwickler loben, die schon mit der Erstveröffentlichung den Zeitgeist sehr gut eingefangen haben. Zudem ist die Präsentation vor allem auf Audio-Ebene absolut gelungen. Die Synchronsprecher, bei denen man gezwungenermaßen mit Englisch vorlieb nehmen muss, machen einen genialen Job und passen einfach zu ihren jeweiligen Charakteren. Zudem trägt auch die melancholische, düstere Musik viel von der Atmosphäre, die sich immer wieder in den Vordergrund mit einem aufwendigen, orchestralen Sound drückt.

Lineare Fälle

Spielerisch zeigen sich auch sechs Jahre später noch Schwächen auf, die sich jetzt aber teilweise auch ohne Einwirkung der Entwickler nicht mehr ganz so negativ anfühlen. Doch erst einmal zum Aufbau selbst. Die Fälle werden immer komplett linear nacheinander abgearbeitet. Dabei sind die Spielelemente immer klar in Untersuchungen der Umgebungen und Interviews mit den beteiligten Personen unterteilt. Bei ersterem muss man in einem abgesteckten Bereich alles durchsuchen, ob sich dort Hinweise befinden. Diese werden dann immer durch ein Lupen-Symbol sowie laute Vibrationen entweder auf der linken oder der rechten Seite der Controller signalisiert. Dadurch ist es etwas einfacher, die Punkte von Interesse näher zu lokalisieren. Aber weiterhin ist es ein bisschen ungenau, wenn es darum geht, Cole genau so zu platzieren, dass man es auch untersuchen kann. Hat man das Item in der Hand, kann man ab sofort, wenn man nicht im Handheld-Modus spielt, auch einfach den Joy-Con neigen, um den Gegenstand zu bewegen. Das fühlt sich tatsächlich ein bisschen intuitiver und genauer an, als mit einem Analogstick.

Gesichtserkennung anno 2011

Hat man alles gefunden oder will nicht mehr weiter suchen, dann geht es über in die Interviews. Hier kommt dann das Besondere an „L.A. Noire” zu Tage, was anno 2011 für viel Aufsehen vorab gesorgt hat. Denn das damalige Entwicklerstudio Team Bondi hat viele Schauspieler eingeladen, damit deren Gesichter im Spiel per Face Capturing-Technik so realistisch wie möglich übertragen werden. In der Theorie soll man durch die Mimik dann erkennen können, ob jemand lügt, Details verbirgt oder die Wahrheit sagt. Dieses Feature ist in der Realität schon damals nicht komplett überzeugend gewesen und auch jetzt stößt man immer wieder auf seine Grenzen, wodurch man nicht weiß, ob sie lügen oder nicht. Die Texturen der Gesichter wurden zwar etwas verbessert, aber die Animationen sehen sechs Jahre später ein wenig hölzern aus. Insgesamt schaffen es die Charaktere aber gerade durch die Synchronisation, realistisch genug für ein Videospiel zu wirken, ohne das Uncanney Valley zu betreten.

Pseudo offen

Abseits der Untersuchungen der Tatorte und der Verhöre der Verdächtigen sowie Augenzeugen, gibt es noch das Fahren mit dem Auto durch das zunächst offen erscheinende Los Angeles. Dort kann man im Grunde nichts anderes machen, als zum nächsten Ort fahren. Während man dies macht, kommen kleinere Aufrufe über das Radio, die Nebenmissionen darstellen. Diese sind meistens etwas actionreicher als der eigentlicher Fall und bieten eine gute Abwechslung. Nur was einen davon abhält ist, dass man sehr oft einen weiten Weg abseits vom eigentlichen Ziel nehmen muss, was sich für die knapp drei bis vierminütigen Missionen eher als künstliche Verlängerung der Spielzeit anfühlt. Ansonsten können nur verschiedene Autos in der Welt gefunden werden, was aber keinerlei Vorteil bringt und wahrscheinlich auch nur die wenigsten motivieren kann, durch Los Angeles zu fahren. Das wussten aber auch die Entwickler und haben deshalb die Funktion eingebaut, dass man einfach seinen Partner fahren lassen kann und nach einer kurzen Ladezeit ist man am Ziel.

Unerwartet kurzweilig

Dieser Punkt unterstreicht dann auch eine andere Eigenschaft von „L.A. Noire”, die sich so zum ersten Mal auf der Switch auf unerwartete Weise zeigt. Das Spiel eignet sich nämlich perfekt für zwischendurch und wird im Handheld-Modus zu einem tollen Erlebnis für unterwegs. Denn die einzelnen Abschnitte dauern nie länger als fünf bis zehn Minuten und verlangen dadurch, dass sie immer in sich abgeschlossen sind, auch keine lange Einarbeitungszeit, wenn man länger wieder nicht gespielt hat. Das ist eine Eigenschaft, die ich zumindest dem Spiel vorher niemals zugesagt hätte, aber jetzt einer der größten Pluspunkte ist.

HD-Rumble, Gestensteuerung und Touchscreen

Weitere Neuerungen für Switch betreffen eigentlich jedes erdenkliche Feature. Während der HD Rumble eher unnötig und einfach zu stark ist, macht die Gestensteuerung etwas mehr Spaß. Mit dem rechten Joy-Con kann man aufgenommene Gegenstände mit vorgegebenem Winkel drehen oder auch die Kamera jederzeit beeinflussen. Gerade letzteres kann manchmal zu einer wackligen Angelegenheit werden, wenn man seine rechte Hand justiert. Auch beim Zielen mit der Waffe kann man die Bewegung verwenden, was aber nur ohne Aim-Assist gemacht werden sollte, da man sonst nur eingeschränkt zielen kann. Die Bewegungssteuerung ist auch nicht im Handheld-Modus auswählbar.

Die größte Neuerung ist aber ganz klar die Touchscreen-Steuerung. So gut wie alles im Spiel kann man auch nur mit seinem Finger auslösen und so, wenn man möchte, „L.A. Noire” auf eine ganz andere Art genießen. Zwar ist zum Auto fahren, laufen oder zum Schießen immer noch ein Controller nötig, so fühlt es sich natürlich an, gefundene Briefe oder andere Dokument einfach per Touch zu navigieren. Auch die Menüführung passt gut zum Berühren per Finger. Wirklich häufig wird die Funktion aber wahrscheinlich von den Meisten nicht verwendet. Trotzdem ist es löblich, dass der Port über solche neuen, exklusiven Features verfügt.

Schöne Umsetzung trotz Schwächen

Das erstaunlichste ist aber die Technik. Rein optisch bekommt man natürlich nicht die modernsten Texturen geboten, aber durch das gesetzte Ziel von 60 FPS mit aufgefrischten Texturen, spielt es sich recht frisch. Es ist nicht alles perfekt, denn die Frames fallen auch gerne mal weit unter das gesetzte Ziel und laufen dann lediglich etwas besser als die PS3-Version von damals, aber das kann man durch die langsame Spielweise verkraften. Zudem erstrahlt das Spiel mit schönen Lichteffekten und einem Stil, den man normalerweise auf einer Nintendo-Konsole nicht sieht. Untermalt wird dieser Noir-Flair durch den passenden Soundtrack, der lizenzierte Songs aus der damaligen Zeit, aber auch eigene, atmosphärische Tracks beinhaltet. Als Krönung kann das gesamte Spiel auch in Schwarz-Weiß gespielt werden, was eine sehr ungewohnte Amtosphäre für ein Videospiel erzeugt.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„L.A. Noire” erlebt auf Switch einen unerwarteten, zweiten Frühling. Auch wenn es immer noch dieselben spielerischen Mängel und Schwächen bei der Geschichte gibt, so sind gerade erstere nicht mehr ganz so gravierend, wenn man die Konsole unterwegs mitnimmt. Man mag es im Vorfeld kaum geglaubt haben, aber Nintendos neueste Hardware ist der beste Ort, um ein Spiel wie „L.A. Noire” noch einmal oder zum ersten Mal zu erleben.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von padlord
    padlord 22.11.2017, 22:11
    Spiel läuft Super auf der Switch. Für 40€ ist es mir das eine mal durchspielen wieder Wert. Vor allem sieht man das auch solche Games auf nem Handheld Top funktionieren.
    Größtes Manko ist für 2017 die leere Stadt.
  • Avatar von Chrischii
    Chrischii 22.11.2017, 13:44
    Hab das Spiel damals auf der 360 gespielt.
    Aber für den hohen Preis würde ich es mir nicht holen. Entweder warten oder für die 360 oder PS3 holen.