Die PlayStation und japanische Rollenspiele – das ist mittlerweile eine über zwanzigjährige Liebesgeschichte, voller Höhen und Tiefen. Bereits seit den Anfängen als grauer Kasten der 90er-Jahre, wurde die Konsole mit zahlreichen RPGs aus dem fernen Osten versorgt. Viele sind der Meinung, dass das goldene Zeitalter, wie es zu PlayStation-Zeiten herrschte, nie wieder danach erreicht wurde. Nichtsdestotrotz hatten auch PlayStation 2 und PlayStation 3 ihre kleinen, versteckten Juwelen und auch die PlayStation 4 kriegt immer mehr japanische Rollenspiele geliefert. Ein oft gesehener Gast auf dem Genreparkett der PlayStation 4 ist Entwickler Compile Heart, beispielsweise mit Ablegern der „Hyperdimension Neptunia“- oder „Agarest of War“-Reihe. Just diese Spieleschmiede brachte zuletzt „Dark Rose Valkyrie“, quasi unter dem Radar vieler, auf den Markt. Ob es sich hierbei um ein kleines, verstecktes Juwel der aktuellen Zeit handelt oder das Spiel zurecht untergegangen ist, verrät unser Review.

Japanische Dystopie

Mit Rollenspielen aus Japan ist das mit den Geschichten, die diese erzählen wollen, immer so eine Sache. Manchmal sind sie gut, tangieren sogar tiefe, philosophische Themen in einer spannenden Manier, und können mit gut geschriebenen Charakteren punkten, die einem an das Herz wachsen. Beispiele gibt es viele, von „Final Fantasy VII“, über „Persona 4 Golden“ bis hin zum SNES-Klassiker „Chrono Trigger“. Oft sind sie auch ziemlich verrückt, aber im positiven Sinne. Bei „Dark Rose Valkyrie“ ist sie leider ziemlicher Quatsch im negativen Sinne und wird sehr schnell sehr belanglos. Wir schreiben das Jahr 1929 in Japan und ein Meteor stürzt auf die Erde herab. Was in manchen US-amerikanischen Sitcoms als Gag fungiert, ist hier bittere Wahrheit. Dieser Meteor tötet zahlreiche Menschen und verwandelt noch mehr Erdenbewohner in blutrünstige Monster, die der Bevölkerung nach dem Leben trachtet. Der Spieler, in Form seines digitalen Avatars Asahi Shiramine, übernimmt die Kontrolle über eine Spezialeinheit, die sich dem Kampf gegen diese mordenden Monster verschrieben hat. Außerdem gilt es, nach kurzer Zeit einen Verräter in den eigenen Reihen zu enttarnen, der die ganze Operation und die Einsatztruppe gefährdet. Wie schon eingangs erwähnt, handelt es sich hierbei um ein Spiel von Compile Heart. Dementsprechend liegt der Fokus bei den Charakteren, wenig überraschend, auf hübschen Damen. Der vorgeschobene Grund, warum der Fokus auf weibliche Kämpferinnen liegt, ist genauso kurz, wie auch faul: Der Virus, der die Bevölkerung befällt, trifft eher Männer. Kein WItz. Die Charaktere selbst erfüllen im Grunde alle gängigen Animeklischees und -stereotypen, mit wenig Tiefe und noch weniger Überraschungen. Jeder, der die letzten Jahrzehnte den ein oder anderen bekannten Anime gesehen hat, wird hier Teile davon wiedererkennen.  Nur wirklich hartgesottene Fans des japanische Rollenspiels und Animekunst werden sich hier das ein oder andere Augenrollen verkneifen können. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass das Spiel eine gewisse Nische bedienen will und für diese dürfte der Aufbau der Welt und der Charaktere wohl in Ordnung gehen.

Zäh wie Kaugummi

In „Dark Rose Valkyrie“ kämpft ihr euch durch verschiedene Haupt- und Nebenmissionen und folgt dabei der altbekannten Genreformel. Ausgangspunkt ist dabei immer die Basis eures Trupps. Je nachdem, auf welcher Art Mission ihr euch befindet, sind diese mal mehr, mal weniger linear, die ihr aus der Sicht der dritten Person erkundet. Hier tut sich nichts spektakuläres – Storymissionen wechseln sich mit typischen „Looten und Leveln“- sowie Erkundungsphasen auf der Karte ab, wie man es aus anderen Rollenspielen dieser Art kennt. Es dauert leider einige Zeit, bis das Spiel ein wenig an Fahrt aufnimmt, denn der Titel nimmt sich ordentlich Zeit, um den Spieler mit Tutorials und Einführungen zu erschlagen. Spannender ist hierbei jedoch das Kampfsystem an sich. Euer Trupp setzt sich aus bis zu vier Charakteren zusammen, die wiederum von vier weiteren Kämpfern als Unterstützungseinheiten begleitet werden. Der Kampf selber gestaltet sich im Kern wie viele andere rundenbasierte JRPGs, allerdings kommt hier noch eine Zeitkomponente dazu, die bestimmt, wer wann welche Bewegung ausführen kann. Diese kann sich je nach taktischer Ausrichtung ändern. Wenn ein Gegner beispielsweise einen starken, verherenden Angriff auflädt, könnt ihr diesen mit einem eigenen Angriff stören und damit unterbrechen. Neben normalen Angriffen, gibt es zahlreiche Spezialangriffe, genannt „Arts“, die deutlich stärker sind, die aber eure AP-Anzeige leeren und dadurch nur begrenzt oft einsetzbar sind.  Davon gibt es zusätzlich Tag-Team-artige Arts, an denen mehrere Charaktere beteiligt sind und die noch verherender ausfallen. Ferner können Charaktere in „Ignition“- und „Overdrive“-Modus verfallen, die beispielsweise das ganze Potential eurer Waffen entfalten und euch schneller machen. Wenn dieser Absatz schon schwierig genug zu schlucken war, kann man sich vorstellen, wie viel Spaß das macht, dies in zahlreichen und überladenen Textboxen, eine nach der anderen, serviert zu bekommen. Zum Glück ist das Tutorial aber nicht ganz so schlimm und langatmig, wie in „Final Fantasy XIII“.

Füller wie in einem Anime

Überhaupt hat das Spiel enorme Schwierigkeiten im Bereich Pacing. Das Kampfsystem ist nicht nur unnötig verkompliziert, die Kämpfe ziehen sich leider auch ab einem gewissen Punkt sehr. Den meisten Gegnern könnt ihr, aufgrund ihrer Geschwindigkeit, nicht ausweichen, weshalb ihr öfter in das Gefecht geschmissen werdet, als euch lieb ist. Einige Animationen lassen sich nicht abbrechen, was dazu führt, dass auch einfache Gegnergruppen unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem ist das Spiel vollgestopft mit absolut belanglosen und nichtigen Aufgaben, wie „Gehe hierhin und besiege X“, die das ganze Spiel mit irrelevanten Spieleminuten zukleistern, wie Füllerfolgen in einem Anime.  Da können einige absolut monotone und repetitive Spielstunden vergehen, bis wirklich wieder etwas „relevantes“ innerhalb des Spiels passiert. Beispielsweise gibt es Missionen, in denen man nach einem Gegner auf der Karte suchen muss, ohne wirkliche Anhaltspunkte zu haben. Dann irrt man ewig lang auf der Suche nach just diesem Gegner über die Karte, stolpert über viele unnütze Encounters, die ewig dauern, bis man dann irgendwann auf den gesuchten Gegner stößt, den man dann in einem unspektakulären und uninspirierten Kampf besiegt.
Manchmal sind es die kleinen Freuden

Fanservice

Dafür macht das Aufleveln der Charaktere etwas Spaß. Nach und nach bastelt man sich seine Truppe an Animehelden zusammen und sammelt mit diesen Erfahrungspunkten, die wiederum neue Fähigkeiten und Attribute freischalten. Außerdem sammelt man immer bessere Ausrüstungsgegenstände, die beispielsweise eine stärkere Verteidigung gegenüber Gegnern bringen. Es sind also die genretypischen Elemente, die dafür sorgen, dass man am Ball bleibt. Apropos Ausrüstungsgegenstände: Im Kampf kann es passieren, dass euren Kämpfern die Kleidung weggefetzt wird und beispielsweise euer Damentrupp plötzlich nur noch in Unterwäsche weiterkämpft. Für diejenigen, die darauf stehen, gibt es also immerhin etwas Fanservice. Die vermutlich beste Idee, die im Spiel implementiert ist, sind jedoch Abschnitte, die an Visual-Novels erinnern. Dabei könnt ihr euch mit euren Teammitgliedern unterhalten und diese besser kennenlernen. Nach und nach baut ihr eine Verbindung zu diesen auf oder auch eine Ablehnung. Es gibt zwar keine direkte Anzeige, die zeigt, wie weit eure Beziehung mit dem Charakter fortgeschritten ist, allerdings könnt ihr anhand der Antworten und Reaktionen ungefähr ableiten, wo ihr gerade steht. Primär geht es aber darum, den Verräter in den eigenen Reihen durch diese Interviews zu enttarnen – es wäre ja auch bitterschade, wenn euer „Liebling“ oder „Star im Team“ sich am Ende als Verräter herausstellen würde.

Technik

„Dark Rose Valkyrie“ lässt uns in puncto Technik mit eher gemischten Gefühlen zurück. Die Charakterdesigns stammen von Kosuke Fujishima, der bereits an zahlreichen „Tales of“-Ablegern beteiligt war. Die 2D-Charakterporträts sind, wenig überraschend, daher auch das optische Highlight des Spiels und auch die Modelle der Figuren, beispielsweise im Kampf, gehen in Ordnung. Abseits davon fällt die Welt mit mageren Texturen und Details negativ auf. Alles in allem ist das Spiel keines, das als optisches Highlight in die Annalen der PlayStation 4-Geschichte eingehen wird. Umso schlimmer, dass die Framerate des Spiels stellenweise merklich sinkt und man fragt sich nur „Warum?!“. Positiv aufgefallen ist allerdings dafür die englischsprachige Lokalisierung, hier hat man sich Mühe gegeben und nicht den einfachsten Weg gewählt.