Die „Danganronpa“-Spiele haben zwar erst spät den westlichen Markt erobert, da die originalen PlayStation-Portable-Spiele hierzulande nicht erschienen sind, doch auf der PlayStation Vita entwickelten sie sich zu echten Geheimtipps, die man als Fan von Visual Novels auf keinen Fall verpassen sollte. Nach einem Spin-off und einem abschließenden Anime ist in Japan bereits ein neuer Teil erschienen, auf den wir noch bis zum Herbst warten müssen. Da er aber auch für PlayStation 4 erscheint, wollen die Macher auch Heimkonsolen-Spieler anlocken und veröffentlichen mit „Danganronpa 1-2 Reload“ die ersten beiden Teile für den großen Bildschirm. Sind die Spiele aber wirklich so gut, wie man sie in Erinnerung hat, und wurde bei der Portierung auch gute Arbeit geleistet? Wir haben uns erneut mit den Schülern der Hopes Peak Academy in das gefährliche Spiel begeben, an dessen Ende stets Tode warten.

Danganronpa: Trigger Happy Havoc

Die Geschichte beginnt mit Makoto Naegi, der seinen ersten Tag an der Hopes Peak Academy antreten möchte. Diese besondere Schule hat es sich zum Ziel gesetzt, die Elite der Welt auszubilden, weshalb jeder Schüler ein besonderes Talent haben muss, das ihn von allen anderen unterscheidet. Das können besondere Fähigkeiten im Bereich Sport, Musik, Kriminalistik oder Erbschaft sein, woran man schon merkt, dass man sich auf bunte und verrückte Talente freuen kann. Naegi selber ist ein Sonderfall, denn er ist der diesjährige Glücksschüler, der ausgelost wurde, um ebenfalls zur Elite zu gehören.

Alles könnte in ein goldenes Zeitalter führen, doch kurz nach Betreten verliert der Held sein Bewusstsein und findet sich in der abgeriegelten Schule wieder, zusammen mit seinen Klassenkameraden. Schnell werden sie vom mechanischen Bären Monokuma darüber aufgeklärt, dass sie der Hölle nur entkommen können, wenn sie einen ihrer Mitschüler töten, und dies bei dem anstehenden Class Trail nicht aufgedeckt wird. Doch selbst dann darf nur der Mörder das Gebäude verlassen, während alle anderen sterben. Wird der Mord aufgeklärt, stirbt der Mörder. Natürlich weigern sich alle, so etwas zu tun, doch sobald Monokuma der Gruppe Motive dafür gibt, an dem gefährlichen Spiel teilzunehmen, dauert es nicht lange, bis sich alle von ihrer dunkelsten Seite zeigen.

Eine Achterbahn der Gefühle

Die Geschichte ist wohl eine der beeindruckendsten, die die Videospielwelt in den letzten Jahren gesehen hat. Zwar ist die Idee alleine schon beklemmend, doch durch den durchweg sehr bunten Stil, gepaart mit düsteren Morden sowie einigen besonderen Szenen entsteht ein Kontrast, der wirklich fesselt. Das zeigt sich auch in den Charakteren, die nahezu stereotypisch wirken und je nach besonderem Talent sich auch anfangs sehr erwartet, wenn auch charmant und lustig präsentieren. Spätestens nach dem ersten Mord wird dieses Bild aber aufgerissen, und im Angesicht des Todes lernt man immer mehr Seiten der Akteure kennen, die man nicht erahnen würde. Wir wollen hier Spoiler nicht einmal anschneiden, denn das Spiel lebt tatsächlich von seinen zahlreichen Wendungen. Versprechen können wir allerdings, dass man die Morde nicht sofort erahnen kann, und auch das Ende trifft einen wie ein Schlag ins Gesicht.

Der Schauplatz des Grauens

Doch im Gegensatz zu vielen anderen Visual Novels wird einem hier tatsächlich Gameplay geboten. Man darf sich nämlich in der Schule bewegen, wobei anfangs nur ein kleiner Teil des Gebäudes tatsächlich begehbar ist. Trifft man auf andere Charaktere, darf man sie in Gespräche verwickeln, doch auch Geschenke lassen sich mit Monokuma-Münzen erwerben, und wenn man dem richtigen Charakter den richtigen Gegenstand überreicht, freundet man sich mit diesem an und darf sich über zusätzliche Dialoge freuen, die mehr über seine Persönlichkeit und Hintergründe verraten. Das lohnt sich wirklich, denn mit dem zusätzlichen Wissen werden bestimmte Szenen noch schlimmer und tragischer, wobei man auch ohne diese Gespräche alles versteht. In der Freizeit, die zwischen den einzelnen Kapiteln stattfindet, darf man also seine sozialen Kontakte fördern, und man vergisst geradezu, wie dramatisch die Situation eigentlich ist. Deshalb wird man geradezu herausgerissen, wenn Monokuma wieder auf den Plan tritt, ein Motiv liefert und kurze Zeit später die Lautsprecher aktiviert werden, um zu verkündigen, dass ein möglicherweise liebgewonnener Charakter ermordet wurde.

Das Killing Game

Hier beginnt der zweite große Aspekt von „Danganronpa“, nämlich der Class Trial. Zuvor muss man allerdings durch die Schule laufen und Hinweise sammeln, was manchmal etwas sperrig sein kann, da nicht immer ganz offensichtlich ist, wo man nun den nächsten Beweis findet. Hat man also Gespräche geführt und die Schauplätze observiert, geht es über zur eigentlichen Verhandlung, in der alle Beteiligten zusammenarbeiten müssen, um den Mörder zu finden. Hier darf man tatsächlich Aussagen mit Kugeln angreifen, die jedoch aus Beweisen bestehen, um einzelne Aussagen zu hinterfragen. Das geht aber nicht langsam vonstatten, so wie bei „Ace Attorney“, sondern actionreich und rasant. Es kann durchaus auch passieren, dass man einzelne Aussagen verpasst, weshalb man sich durch das Gespräch spulen muss, was mit der Zeit etwas nerven kann; im Endeffekt sind diese Verhandlungen aber durchweg spaßig und funktionieren trotz des sonderbaren Konzepts überraschend gut.

Aufgelockert werden diese Szenen durch kleine Minispiele, die allesamt unterschiedlich sind, jedoch nicht allzu viel zum eigentlichen Spielfluss beitragen und die Spannung eher unterbrechen. Wirklich störend sind sie aufgrund ihrer Länge nicht, doch je nach Schwierigkeitsgrad können sie einem die Lebensanzeige rauben und somit zu echten Stolpersteinen werden. Trotz dieses Kritikpunktes freut man sich allerdings auf jede Verhandlung und dürfte oft mit offenem Mund dastehen, wenn die Twists und Enthüllungen in einem extrem hohen Tempo auf den Spieler geworfen werden. Hier erkennt man wirklich, was für ein Meisterwerk das erste „Danganronpa“-Spiel geworden ist.

Danganronpa 2: Goodbye Despair

Der zweite Teil handelt von einer anderen Gruppe Schüler, ebenfalls von der Hopes Peak Academy. Und wieder ist es ein Stofftier, das die talentierten Schüler begleitet, doch heißt dieses nicht Monokuma, sondern Usami. Es scheint auch eher freundlicher zuzugehen, denn die Gruppe soll sich auf einem Schulausflug auf Jabberwock Island besser kennenlernen und Freundschaften schließen. Die Insel wirkt wie ein Paradies, und eigentlich könnte es den etwas verwirrten Schülern nicht besser gehen. Doch als Monokuma kommt und Usami die Kontrolle entzieht, um erneut mit seinem perfiden Spiel loszulegen, beginnt wieder eine Reihe von Morden, die das Motto Verzweiflung mit sich bringen. Dabei zeugen die Fälle erneut von einer unglaublichen Kreativität, die den Spieler regelrecht fesselt.

Wer den ersten Teil nicht gespielt hat, sollte nicht einmal daran denken, „Danganronpa 2“ zu starten. Wieso genau, können wir hier nicht verraten, doch obwohl man sich über eine neue Gruppe freuen darf, hat das Spiel nicht umsonst eine Zwei im Titel. Und eigentlich wird hier genau das geboten, das man vom Vorgänger kennt. Grandiose Charaktere, die wunderbare Geschichten zum Aufdecken bieten, sind erneut der Kern und wissen permanent zu überzeugen. Dabei unterscheiden sie sich aber maßgeblich von denen aus dem Vorgänger und sind nochmal vielschichtiger, was zum Teil erst nach einigen Stunden deutlich wird. Wer die Angst hat, er würde sich nicht mit einem neuen Ensemble anfreunden können, wird regelrecht vom Charme, der Dramatik, den Emotionen und einem ganzen Haufen wahnsinniger Enthüllungen überrumpelt. Dabei hilft es auch sehr, dass der Hauptcharakter Hajime Hinata zwar austauschbar wirkt, doch er erinnert sich nicht an sein Talent. Anders als bei Makoto, der dem Spieler wie ein offenes Blatt präsentiert wird, hat Hajime einen grundlegend anderen Charakter und eigene Geheimnisse. Das ist nicht unbedingt besser, aber anders genug, um nicht einen Abklatsch, sondern eine mehr als willkommene Differenzierung zum Vorgänger zu bieten.

Alles beim Alten?

Bereits die Atmosphäre ist grundlegend unterschiedlich. Neben den teilweise brutalen und tragischen Ereignissen, die wirklich schockieren und selbst den Spieler verzweifeln lassen, darf man nämlich eine wunderschöne, sonnige Insel begehen, die aus mehreren Bereichen besteht, die sich nach jedem Kapitel öffnen. Das Spiel ist also vor allem nochmal deutlich bunter, wobei das Bewegen von Ort zu Ort aus der Seitenansicht geschieht, während die einzelnen Gebiete so durchsucht werden, wie man es bereits kennt. Auch die Freizeit gibt es wieder, sowie Geschenke, durch die weitere Gespräche freigeschaltet werden.

Der Ablauf bei einem Mord bleibt gleich. Nachdem man Hinweise gesammelt hat, geht es zu den Class Trials, in denen man seine Truth Bullets dazu verwendet, Aussagen zu widerlegen. Neu sind die Minispiele, die mal mehr, mal weniger actionreich daherkommen. Mit Abstand am besten ist wohl das Finale, da man hier einen Comic ausfüllt, der den Mordhergang darstellt. Das ist sogar etwas, das tatsächlich zur Handlung beiträgt und auch den runden Abschluss liefert. Die Reaktion des Spieles auf die Enthüllung, wer zum Mörder geworden ist, bleibt aber genauso schockierend.

Und dann?

Hat man die Spiele beendet, wartet noch mehr auf die Spieler. „Danganronpa: Trigger Happy Havoc“ bietet nämlich noch einen School Mode, in dem man deutlich mehr Freizeit hat, um die persönlichen Gespräche zu führen, doch auch Materialien sammeln muss, um etwas für Monokuma zu bauen. Das ist ein netter Bonus nach dem Hauptspiel, der tatsächlich sehr schöne Momente beinhaltet, wenn man das auch nicht allzu ernst nehmen sollte. Im zweiten Teil gibt es dann den Island Mode, in dem Monokuma gar nicht erst an die Macht kommt, doch auch hier muss man Objekte sammeln und erhält Freizeit. Wer das zweite Spiel beendet hat, wird jedoch merken, dass die Geschichte hier deutlich interessanter ist als im entsprechenden Modus des Vorgängers.

Technik: Hope vs. Despair

Bei der Optik gibt es leider Risse im ansonsten so großartigen Paket. Der Artstil überzeugt auf ganzer Linie, mit 2D-Objekten in 3D-Umgebungen, den sich aufbauenden Orten und hervorragenden Zeichnungen. So schön das aber auf der PlayStation Vita aussah, kann man hier nicht unbedingt von einer Augenweide sprechen. Die dreidimensionalen Szenen wirken auf dem großen Bildschirm altbacken, und auch ansonsten hat man wenig das Gefühl, dass hier ein HD-Upgrade durchgeführt wurde. Das schadet tatsächlich auch dem Stil, denn obwohl alles wunderbar aussieht, ist die Texturenqualität leider ein wirklich mangelhafter Punkt.

Ganz anders sieht es da beim Soundtrack aus, der mit zahlreichen Ohrwürmern aufwarten kann, die wirklich jeder Sekunde des Spieles die richtige Atmosphäre aufdrücken. Die englischen Sprecher leisten ebenfalls einen wunderbaren Job, und Puristen dürfen auf die japanische Synchronisation umschalten. Einziges Manko für Spieler in Deutschland ist die fehlende Lokalisierung, weshalb es nur englische Texte gibt. Da man hier den Großteil des Zeit mit Lesen verbringt, sollte man sich also vorher dessen bewusst sein, dass gute Englischkenntnisse vorhanden sein müssen.