Die „Metroid Prime“-Spiele haben die berühmte Reihe erfolgreich in die dritte Dimension versetzt. Obwohl die drei Konsolentitel sowie der Nintendo DS-Ableger die Spieler begeisterten, wurde es irgendwann ein wenig zu still um die Abenteuer von Samus Aran. Umso aufregender hätte die Ankündigung von „Metroid Prime: Federation Force“ sein können, doch stattdessen stellte sich das Spiel als Shooter für bis zu vier Spieler dar. Nun steht der Titel aber bereits in den Startlöchern, und wir haben herausgefunden, ob man seine Vorurteile nicht bei Seite schieben sollte und dem Titel eine Chance geben kann.
Willkommen bei der Föderation!
Der Spieler übernimmt in „Metroid Prime: Federation Force“ die Rolle eines Anwärters der gleichnamigen Organisation, die gegen die Bedrohungen des Universums kämpft. Nach einem abschließenden Test, der zugleich auch das Tutorial darstellt, wird man als Teil der Gruppe auf diverse Missionen geschickt, um im Bermuda-System Vorkommnisse auf drei Planeten zu untersuchen. Doch schnell wird klar, dass Samus Aran die Weltraumpiraten nicht vernichtend geschlagen hat und diese an einem geheimen Plan arbeiten, der weitreichende Folgen für alle Lebewesen haben könnte.
Die Geschichte ist bei weitem nicht die beste, die jemals geschrieben wurde. Die Informationen werden allesamt lediglich in Text-Boxen präsentiert, während die echten Zwischensequenzen meist nur bestimmte Gegner vorstellen. Auch der Einsatz von Samus Aran fühlt sich etwas aufgesetzt an, da ihre Taten überwiegend vom Einsatzleiter beschrieben werden, anstatt von ihr selbst. Weitere Informationen gibt es über Stationen, die man während den Missionen findet. Zwar bietet die Rückkehr der Weltraumpiraten und ihre Motivationen durchaus Potential, doch im Endeffekt wurde zu wenig daraus gemacht. Zudem wird immer wieder versucht, Humor in die Dialoge zu bringen, was allerdings nicht nur nicht gelingt, sondern auch nicht zur Atmosphäre passt. Glücklicherweise sieht das beim Gameplay komplett anders aus.
Federation Force Heroes
Anstatt die drei Planeten komplett zu erkunden, darf der Spieler einzelne Missionen auswählen. Dabei spielen diese allerdings immer an verschiedenen Orten, sodass man nicht für verschiedene Ziele in dasselbe Areal zurückkehren muss. Glücklicherweise geht es nicht darum, sich einfach nur vom Anfang bis zum Ende durchzuschießen. Zwar gibt es durchaus viele Kämpfe gegen die einheimischen Kreaturen sowie Invasoren, doch genauso oft muss man kleinere Rätsel lösen. Mal muss ein Schlüssel gefunden werden, mal Kugeln gelenkt werden. Manchmal muss man sogar seinen Raumanzug ablegen, und sich durch Korridore schleichen, da man in einer direkten Konfrontation keine Möglichkeit mehr hat, sich zu wehren.
Das Gameplay ist wirklich wunderbar gelungen. Dabei hat man das Gefühl, als würde man ein „Metroid Prime“-Spiel in Häppchen serviert bekommen, was keine schlechte Nachricht ist. Denn die Abwechslung ist durchaus gegeben und man hat nie das Gefühl, direkt nach einer Mission nochmal dasselbe zu tun. Zudem fühlt man tatsächlich, dass dies im Universum der Reihe spielt. Seien es die Türen, die sich durch einen Schuss öffnen, die geheimen Gänge, die man nicht allzu leicht erreichen kann, oder die Isolation, die man im Singleplayer spürt. Die Macher haben es also durchaus verstanden, die Marke nicht zu zerstören, sondern sinnvoll zu erweitern. Man könnte nur ankreiden, dass die Level eher schlauchig sind. Wer also erwartet, sich durch einen Komplex zu arbeiten, Fähigkeiten zu erhalten, dann neue Türen zu öffnen und irgendwann das Ende zu sehen, ist hier falsch. „Metroid Prime: Federation Force“ ist nämlich kein Metroidvania-Spiel.
Ein Anzug, der Leben rettet.
Beginnt eine Mission, startet der Spieler in einem mechanischen Anzug, der technisch vieles gemeinsam mit dem von Samus hat. Das Anvisieren der Gegner sowie die allgemeine Steuerung sind nämlich sehr ähnlich, wobei die Funktionen tatsächlich etwas anders sind. Während Samus mit dem Morphball durch kleine Gänge kommt, besitzen die Mitglieder der Federation Force einen Jetpack, mit dem sie in der Luft für kurze Zeit schweben können. Das fühlt sich nicht nur super an, sondern wird auch dringend benötigt, um die zahlreichen Extras zu finden, die sich in Form von Modifikations-Chips in den Missionen verstecken.
Und hier kommt auch wieder das klassische Gameplay der Reihe ans Licht. Denn mal müssen Eiswände geschmolzen werden, mal über schmale Plattformen gesprungen werden oder andere Geheimnisse entdeckt werden, sodass man sich über die Chipsätze freuen darf. Das ist zwar alles freiwillig, dennoch macht es unglaublich viel Spaß, diese zum ersten Mal zu entdecken, während man beim Wiederholen immerhin mit weiteren Chips an denselben Stellen belohnt wird. Zudem gibt es Bonus-Punkte, falls man die Mission in einer bestimmten Zeit meistert oder zusätzliche Nebenmissionen abschließt, sodass man immer anstrebt, drei Medaillen zu erlangen.
Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz
Die Modifikationen sind Teil der Vorbereitung, die man vor den Einsätzen vornehmen sollte. In den Leveln kann man nämlich Chips finden, die verschiedene Auswirkungen auf den Anzug haben. Einer macht ihn stärker, ein anderer resistenter und wieder ein anderer lässt ihn mehr Munition mitnehmen. Es gibt wahnsinnig viele von diesen Chips, die auch zerstört werden können, weshalb man sich überlegen sollte, welchen man auf die Mission mitnimmt. Zudem darf man anfangs nur einen auswählen, da sich die zwei weiteren Slots erst im Verlaufe der Geschichte freischalten.
Wurde der Anzug angepasst, tatsächlich sind sogar kosmetische Skins vorhanden, geht es zur Waffenauswahl. Neben dem normalen Blaster, dessen Schuss natürlich aufgeladen werden kann, darf man sich nämlich noch Spezialwaffen mitnehmen. Dabei sind die klassischen Raketen, Eisgeschosse, Lebensenergie-Geschosse und auch kuriosere wie eine Puppe, die Samus Aran ähnlich sieht und die Gegner für eine kurze Zeit ablenkt. Dabei ist die Begrenzung, was man in welcher Menge mitnimmt, recht streng gehalten, sodass man schauen sollte, was in welcher Mission nützlich sein könnte. Die Planung macht durchaus Spaß, auch wenn es offensichtlich ist, dass Feuer wohl gut auf dem Eisplaneten wirkt.
Der Hass der „Fans“
Schaut man sich die Reaktionen der Fans nach der Enthüllung des Titels an, kann man wohl sagen, dass diese nicht gerade Freudensprünge gemacht haben. Tatsächlich gab es sogar eine Petition, um Nintendo von der Weiterentwicklung abzuhalten. Glücklicherweise ist das nicht geglückt, denn das Spiel ist wirklich gut geworden. Die abwechslungsreichen Missionen präsentieren manchmal Rätsel, manchmal Kämpfe, und sogar kuriosere Geschehnisse, die wir hier nicht verraten wollen. Dabei wird an keiner Stelle die „Metroid Prime“-Formel zerstört, denn alle Elemente, die die Fans lieben, sind immer noch vorhanden, wenn auch anders verpackt.
Allgemein ist es aber doch etwas schade, dass man die Planeten nicht freier erkunden kann. Zwar darf man sich in den jeweiligen Missionen durch Areale bewegen, manchmal sogar recht frei, doch es sind nur Häppchen, die einem gegeben werden. Das macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass man jedes Abenteuer mit bis zu drei weiteren Spielern genießen kann. Leider können wir dazu allerdings noch nicht allzu viel sagen, da wir bisher keine Chance hatten, den Online-Modus zu testen. Ein passender Bericht dazu folgt nach dem offiziellen Release, doch wir können zumindest sagen, dass das Spiel auch für Einzelspieler eine Menge zu bieten hat und regelrecht an den Handheld fesselt.
Das Runde muss ins Eckige
Als Bonus zum eigentlichen Spiel kann man noch am intergalaktischen Sport „Blast Ball“ teilnehmen. Dabei geht es darum, in Teams von jeweils drei Leuten einen Ball ins das Tor der anderen zu schießen. Das erinnert sehr stark an „Rocket League“, nur, dass man keine Autos, sondern Raumanzüge steuert.
Leider macht Blast Ball nicht mal ansatzweise so viel Spaß, wie der verwandte Indie-Hit. Das liegt an den Arenen, die für die Größe der Objekte zu klein geworden ist. Auch hat man zu oft das Gefühl, dass man den Ball eher hin und herschießt, anstatt präzise Strategien auszuführen. Ein Bonus ist das Mini-Spiel ganz nett, jedoch weit davon entfernt, ein Kaufgrund zu sein.
Technik
Grafisch ist das Spiel wirklich schön anzusehen, wenn man bedenkt, dass es sich dabei um einen Nintendo 3DS-Titel handelt. Der Stil der „Metroid Prime“-Spiele wurde sehr gut übernommen, doch die Farben sind etwas kräftiger, was gut zum Titel passt. Besonders der Eis-Planet überzeugt mit seinem Schneefall und verlassenen Kulissen sowie dem Kreaturendesign. Die Menschen hingegen wirken etwas komisch mit großen Köpfen und kleinen Körpern.
Musikalisch ist ebenfalls viel dabei. Von aufregender Kampfmusik bis zu mysteriösen Klängen, wenn man scheinbar alleine unterwegs ist. Die Atmosphäre ist dabei stets passend und wird durch die Kulisse betont. Ruckler kommen nur sehr selten in actionreicheren Szenen vor, jedoch stören diese nicht. Zudem ist die Steuerung sowohl über den zweiten Stick, als auch über die Bewegungssteuerung sehr angenehm, weshalb man im Tutorial ausprobieren sollte, welche Methode sich besser anfühlt.
Bisher gibt es 24 Kommentare
Wenn das mal günstig zu haben ist werde ich es mir dann wohl holen. Irgendwer Lust gemeinsam die Planeten zu erkunden?
Das Spiel hat in den USA auch sehr viele sehr positive Wertungen erhalten. Der Metascore wird aber noch von ein paar übertrieben negativen Wertungen runtergezogen.
Ich für meinen Teil werde es erstmal nicht spielen, da ich noch ein halbes Prime Hunters vor mir habe.
Ich weiss, Gameplay ist wichtiger, das stimmt, aber wenn alles so trotzlos und charakterlos ist, kann ich mich nicht dafür begeistern.