Ursprünglich als „Shin Megami Tensei x Fire Emblem“ angekündigt, erscheint „Tokyo Mirage Sessions #FE“ nach einer Zeit der Stille und einer überraschenden Revision am 24. Juni für die Wii U. Mit dem Gameplay der „Shin Megami Tensei“-Spiele und den Charakteren aus der „Fire Emblem“-Welt ist der Titel rund um die japanische Idol-Szene für viele ein großes Fragezeichen, da die Erwartungen nach der ursprünglichen Ankündigung in andere Richtungen gegangen sind. Wir sind bereits einige Stunden in Tokio unterwegs gewesen und haben uns in ersten Kämpfen als Mirage Master und potentieller Top-Performer bewiesen. In unserem Vorschaubericht möchten wir Wii-U-Besitzern die Verwirrung um den Titel nehmen und sie gleichzeitig auf eines der frischesten Rollenspiele dieser Generation vorbereiten.
Vertreibe als Idol dunkle Mächte
Die 18-jährige Schülerin Tsubasa Oribe wirkt nach außen hin wie eine fröhliche Jugendliche, doch innerlich trägt sie bis zur Gegenwart den Verlust ihrer Schwester vor fünf Jahren. Das Ereignis hat überall in Japan Aufsehen erregt, als während einer Theateraufführung bis auf zwei Mädchen das komplette Publikum und die Schauspieler, darunter ihre Schwester, verschwunden sind. Tsubasa hegt jedoch noch die Hoffnung auf die Rückkehr ihrer Schwester und möchte ihr als Idol nachgehen, um sich auf ihrer Suche inspirieren zu lassen. Obwohl ihr Kindheitsfreund Itsuki Aoi sie seit jenem Tag im Gegensatz zur restlichen Klassengemeinschaft stets unterstützt, hält sie ihr Vorhaben, an einem Idol-Casting teilzunehmen, auch vor ihm versteckt.
Wie der Zufall es möchte, kommt Itsuki ihr auf die Schliche und befindet sich während des Castings im Publikum, als wie aus dem Nichts dunkle Wesen namens Mirage auftauchen und Tsubasa in eine andere Dimension, der Idolasphere, entführen. Der 18-Jährige geht seiner Freundin selbstverständlich hinterher und wagt mutig die Rettung, wobei auch er in den Händen der Mirage endet. In dem Moment entweicht den beiden jedoch eine sogenannte Performa-Leuchtkugel, die Itsuki auf die beiden Verfolger anwendet, die sich daraufhin als Chrom aus „Awakening“ und Shiida aus „Shadow Dragon“ entpuppen. Ohne ihre Erinnerungen sind Chrom und Shiida zunächst verloren, doch schließen sich Itsuki und Tsubasa an, um die Mirage ohne Gesichter zu bezwingen. Hierbei werden die beiden von einem scheinbaren Entertainment Studio bewacht, das im Hintergrund die Geheimnisse um die mysteriösen Mirage untersucht, und anschließend zu Mirage Master ernannt. Seither nehmen beide den Kampf auf, wobei sich Tsubasa weitere Spuren zum Verschwinden ihrer Schwester erhofft und Itsuki ihr als Kindheitsfreund zur Seite steht.
In Tokio unterwegs
Zunächst werden Tsubasa und Itsuki vom Studio in ein Idol-Programm aufgenommen, damit sie im Vordergrund als die zukünftigen Stars der Idol-Szene präsentiert werden können, während sie im Hintergrund ihrer Hauptaufgabe als Mirage Master nachgehen. Allerdings hat sämtliches Training auch direkten Einfluss auf die Fähigkeiten der beiden und der Party-Mitglieder, die sich im weiteren Verlauf der Truppe anschließen.
Ruf deine Pers... Mirage!
Das Kämpfen verläuft im Wesentlichen im Stile eines klassischen, rundenbasierten Rollenspiels, wobei sämtliche Charaktere normale Angriffe über Schwert oder Speer und verschiedene Magie-Skills wie das heilende Dia oder elektrisierende Zio, die Fans der „Shin Megami Tensei“-Reihe bekannt sind, besitzen. Allerdings verfügen Tsubasa und der Rest auch über einige Spezialangriffe, die abhängig vom erwähnten Fortschritt als Idol sind. Die Skills der Charaktere lassen sich in drei Gruppen einordnen, wobei die genannten, gewöhnlichen Magie-Fähigkeiten eine Gruppe bilden. Weiterhin gibt es passive Skills, die sich auf die Werte der Charaktere und Mirage auswirken, doch keinen offensiven Skill darstellen.
Neu und sehr frisch kommen aber die sogenannten Session-Skills daher. In Wahrheit sind die Kämpfe in diesem Spiel nämlich nichts Weiteres als eine einzige Show mit mehreren Darstellern, die zusammen performen. An dieser Stelle wirken die Session-Skills, die für jeden Charakter unterschiedlich sind und angeben, auf welche Art von effektiven Attacken ein Kämpfer reagiert sowie mit einem weiteren Angriff anschließt. Diese Idol-Kombinationen lassen jeden Kampf in eine einzigartige Performance werden und sind zudem spielerisch wunderbar umgesetzt.
Frisches Gameplay in bekanntem Mantel
Das restliche Gameplay gestaltet sich sehr konventionell und ist besonders dem aus „Persona 4“ sehr ähnlich. Die Dungeons in der Idolasphere sind korridorartig und beherbergen ein paar Mirage, die über ein Schwerthieb mit dem X-Knopf bewusstlos werden, sodass die Spielerin beziehungsweise der Spieler entscheiden kann, ob er dem Kampf aus dem Weg geht oder mit einem Vorteil ins Geschehen stürzt. Andersrum können die Gegner auch den Kampf einleiten, wenn sie schneller als Itsuki zuschlagen.
Knallbunt und voller J-Pop
Die Präsentation entspricht vollkommen dem Setting der japanischen Idol-Welt und ist daher knallbunt und poppig. Grafisch fallen einem auf der Oberwelt in Tokio jedoch einige detailarme Modelle und Hintergründe auf, aber womit das Spiel einige dieser Schwächen ausgleicht, ist sein visueller Stil. Beispielsweise werden nicht ansprechbare Menschen, die über die Straßen des Tokioter Stadtviertels Shibuya hin- und herlaufen, in farbigen Konturen dargestellt, was schlichtweg charmant aussieht.
Genauso schauen die Kämpfe wunderbar aus, wenn Itsuki und Chrom ihre Spezialattacken durchführen oder das gesamte Team eine Kette an Sessions ausführt. Beeindrucken können zudem die zahlreichen Zwischensequenzen und auch der sehr spezielle Soundtrack, der auch die „Fire Emblem“-Serie einige Male ehrt. Das Spiel kann derweil über Wii U GamePad oder Wii U Pro Controller gespielt werden, wobei ersteres in der Nähe bleiben muss, da es als Smartphone von Itsuki dient und wichtige Hinweise zur Story bietet.
Eine Schwäche des Titels ist allerdings die Lokalisierung, die von Atlus übernommen wurde, während Nintendo die Rolle des Publishers angenommen hat. Die Synchronisation ist nämlich nur auf Japanisch und begleitend werden auch nur englische Bildschirmtexte angeboten, wobei manche, größtenteils belanglose, Kommentare im Kampf nicht übersetzt werden. Die Version ist insgesamt identisch zur nordamerikanischen, weswegen beispielsweise Shiida auch als Caeda durchgeht. Nintendo-Fans dürften zudem überrascht werden, dass einiges auch kulturell nicht angepasst oder näher erläutert wird, wozu Fans japanischer Rollenspiele in der Regel Zugang haben.
Bisher gibt es zehn Kommentare
Das Problem ist hier vor allem die Kombination aus japanischer Sprachausgabe und englischen Texten. Wäre beides englisch, wäre es noch in Ordnung.
Anders gesagt, das Spiel scheint so speziell, dass selbst mit deutschen Bildschirmtexten, keine höheren Verkaufszahlen erwartet werden.
hat mich aber in persona 3&4 auch nicht sonderlich gestört
Im Grunde macht man sich die Verkaufszahlen ohne multilinguale Texte ja nur selbst kaputt... Natürlich könnte man andere Sprachen noch per Patch nachreichen, aber ich bezweifle, dass das passiert.