Schon im letzten Jahr hatten Videospieler, die keine PlayStation Vita besitzen, die Möglichkeit, mit „Tearaway Unfolded” einen der wohl besten Titel für den Handheld auf der PlayStation 4 nachzuholen. Jetzt hat Sony nachgelegt und den nächsten Hochkaräter auf die Heimkonsole gebracht. Die Rede ist von „Gravity Rush Remastered”, das wir euch nun einmal genauer vorstellen wollen.

Belgische Comics und Gravitations-Stürme

„Gravity Rush Remastered” ist in einer fliegenden Stadt namens Hekseville angesiedelt, wo die sogenannten Gravity Shifter als Verbrecher angesehen werden. Die Protagonistin Kat wacht inmitten dieser Stadt auf und leidet unter Amnesie. Zusammen mit ihrer Katze Dusty, die wohl dafür sorgt, dass Kat durch die Luft fliegen kann, muss sie die Monster Nevi und den Gravitations-Sturm bezwingen, die die Stadt bedrohen. Dabei trifft sie auf andere Gravity Shifter und deckt dabei auch nach und nach ihre eigene Vergangenheit auf.

Die Geschichte von „Gravity Rush” ist auch weiterhin nicht der stärkste Teil vom Spiel, kann aber trotzdem vor allem durch die Erzählweise überzeugen. Jede Story-Mission beginnt und schließt mit einer kurzen Motion Comic-Szene, die stark an belgische Comics erinnern. Leider schafft das Spiel es nicht, die Geschichte bis zum Ende wirklich gut zu erzählen, weshalb sich die Kapitel etwas ziehen und man nach den Credits leicht enttäuscht ist.

Durch die Luft

Keine Enttäuschung hingegen ist aber das Spielkonzept: Das wohl größte Novum ist die Möglichkeit, die Gravitation durch Knopfdruck außer Kraft zu setzen und nach seinem Willen zu manipulieren. Dadurch kann Kat dann mit Leichtigkeit durch die Welt fliegen und mit Gravitations-Tritten den Nevis ordentlich zusetzen. Aber auch am Boden weiß die Protagonistin sich durch akrobatische Tritte, einer Ausweichrolle und einem Slide zu helfen. Zudem können kleinere Gegenstände hochgenommen und auf Gegner geworfen werden, was vor allem gegen gegnerische Panzerung effektiv ist. Im Laufe des Spiels können auch noch weitere Kräfte freigeschaltet werden, die einem gegen die Nevis helfen. Die Kämpfe sind definitiv das Herzstück von „Gravity Rush” und wären ohne die außer Kraft gesetzte Gravitation nur halb so spaßig. Ansonsten nutzt man die Kraft dafür, um schnellstmöglich von A nach B zu kommen. Aufgelockert wird das Ganze durch gelegentliche Bosskämpfe, die zwar nicht allzu anspruchsvoll sind, aber dennoch den Gelegenheitsspieler fordern können. Die Hauptmissionen an sich sind aber leider viel zu linear ausgefallen und bieten kaum Abwechslung.

Hekseville

Ein weiterer, wichtiger Bestandteil ist die Stadt von Hekseville, die zwar auf dem Handheld imposanter schien, aber auch auf der PlayStation 4 einen ganz besonderen Charme versprüht. Zwar ist diese auch nachdem man sie durch die Geschichte nach und nach erweitert nicht allzu groß, aber überall gibt es Kristalle zu entdecken, die man verwenden kann, um Kats Kräfte zu verbessern. Zudem gibt es in jedem Stadtteil mehrere Neben-Aktivitäten, wie Rennen, Gegner-Horden oder auch andere Aufgaben zu erledigen, die den eigenen Kontostand und auch das Ansehen bei den Bewohnern von Hekseville verbessern.

Für wen ist der Remaster?

Die große Frage, die man sich bei einem Remaster immer stellen muss, ist, ob sich der Titel überhaupt für einen lohnt. Natürlich kommt auch „Gravity Rush” mal wieder mit dem gesamten DLC, der drei mal aus jeweils einem Kostüm, zwei Hauptmissionen und zwei Challenges besteht. Dadurch wird die Spielzeit, die ansonsten irgendwo zwischen zehn bis fünfzehn Stunden liegt noch einmal um knapp vier bis fünf Stunden erweitert.

Die auffälligste Veränderung findet sich aber natürlich in der Steuerung wieder: Auf der PlayStation Vita wurden als etwas verspäteter Starttitel die ganzen Funktionen so gut wie möglich ausgenutzt – darunter auch sehr prominent die Bewegungssteuerung und der Touchscreen. Vieles davon hat es auch auf die PlayStation 4 geschafft, jedoch gibt es auch die Möglichkeit, nur per normale Tasteneingabe alles zu steuern. Diese Option passt auch einfach viel besser auf eine Konsole und hilft unglaublich dabei, dass „Gravity Rush” sich mit dem DualShock 4 wunderbar steuern lässt. Man könnte sogar meinen, dass es fast zu gut ist, denn ansonsten wurde am Spiel nichts verändert, was sich auch am Schwierigkeitsgrad widerspiegelt. Dadurch, dass man nun einfacher und vor allem auch schneller ausweichen kann, werden die Kämpfe noch einfacher. Das sollte aber wirklich nur die wenigsten stören und wer will, kann auch weiterhin mit der Bewegungssteuerung Kat durch die Lüfte fliegen lassen.

Ohrenschmauß

Optisch sollte man natürlich nicht allzu viel von „Gravity Rush” erwarten, aber für einen Remaster eines Handheld-Spiels kann es vielleicht nicht durch Power aber weiterhin durch Stil überzeugen. Zudem läuft das Spiel erwartungsgemäß flüssig und auch die Ladezeiten wurden um einige Sekunden verbessert. Was aber wahrscheinlich fasst jeden Spieler verzaubern wird, ist der magische Soundtrack. Es gibt sehr viele Tracks, die einfach perfekt zum Geschehen passen und durch stark japanisch angehauchten Klänge gemischt mit Fantasie einfach nur überzeugen. Abgerundet wird das Audio-Erlebnis durch eine Fantasie-Sprache, die noch einmal einen ganz eigenen Charme hat.