„Monster Hunter“-Fans aus dem Westen haben es nie einfach. Bereits in der Vergangenheit mussten die Spieler hierzulande meist mehrere Monate warten, bis die neuesten Titel der Reihe erscheinen, wenn überhaupt. Dieses Schicksal erlitt auch „Monster Hunter 4“, das nie außerhalb des japanischen Raumes erschien. Die verbesserte Version, „Monster Hunter 4 Ultimate“, erscheint nun aber doch nach einer langen Wartezeit auch in Europa, weshalb wir uns direkt in die Monsterjagd gestürzt haben, um euch zu verraten, ob sich das Warten gelohnt hat.
Das Leben in einer Karawane
Nach einem beeindruckenden Intro findet sich der Held, den man selbst erschaffen darf, in der Wüstenstadt Val Habar wieder. Hier lernt er auch einen Karawanenführer kennen, der die Welt bereisen möchte, dies aber nicht allein erledigen kann. Deshalb fragt er den Jäger, ob er nicht Teil seiner Gruppe werden kann. Natürlich stimmt der Spieler dem zu, und nach einer kurzen Zeit finden sich immer weitere Mitglieder, sodass die neue Karawane nicht auf ewig in dem Ort bleiben muss, sondern in verschiedene Gebiete reist, um den Bewohnern dieser zu Helfen und eine der wohl größten Bedrohungen aller Zeiten zu vernichten, die wir an dieser Stelle noch nicht verraten wollen.
Natürlich darf man bei „Monster Hunter 4 Ultimate“ nicht die spannendste, spektakulärste und emotionalste Geschichte aller Zeiten erwarten. Dennoch ist es überraschend, wie liebevoll sie umgesetzt ist. Das liegt vor allem daran, dass man endlich in verschiedene Dörfer reisen kann, die alle ihre eigenen Geschichten zu erzählen haben. Das liegt wiederum an den Bewohnern, die ihre Bedürfnisse in kleinen Konversationen preisgeben. Diese sind gut geschrieben, weshalb man einen Bezug zu seinen Auftraggebern aufbauen kann. Andersherum können andere diese Dialoge auch weg drücken, da keine allzu wichtigen Details bekannt gegeben werden und das allgemeine Spiel davon nicht beeinträchtigt wird. Die geben dann aber auch einen großen Teil der Atmosphäre auf, denn neben den optisch sehr unterschiedlichen Dörfern, ist auch die Geschichte nicht so eintönig gestaltet, wie in den vorherigen Teilen. Dennoch bleibt noch viel Luft nach oben.
Schritt 1: Die Wahl der Waffe
Wer bereits ein „Monster Hunter“-Spiel gespielt hat, weiß, dass der Fokus noch immer auf der Jagd liegt. Das hat sich auch im vierten Hauptteil nicht verändert. Als Jäger wollen natürlich die unterschiedlichsten Kreaturen erlegt werden, was sich bei weitem nicht so einfach gestaltet, wie es sich anhört. Die erste Herausforderung dürfte für jeden Spieler die Wahl der Waffe sein. Davon stehen 14 Stück zur Auswahl, wovon elf für den Nahkampf und drei für den Fernkampf geeignet sind. Keine davon ist so wie die andere, denn neben unterschiedlichen Stärken und Schwächen verhalten sie sich auch anders. Wer zur Kombination Schwert und Schild greift, ist recht flexibel und kann einige Angriffe abwehren. Ist eine schwerere Waffe, wie die Morph-Axt, im Spiel, ist man zwar sehr langsam unterwegs, kann allerdings größeren Schaden austeilen und seine Waffe sogar während des Kampfes transformieren. Schusswaffen hingegen können durch unterschiedliche Munition aufgewertet werden, die den Gegnern das Leben schwer machen.
Wer diese Waffen ausprobieren möchte, kann das in den neuen Tutorials machen. Diese erklären nicht nur die unterschiedlichen Möglichkeiten, zum Beispiel was man alles mit den Geräten anstellen kann und wie sie sich steuern, sondern bieten direkt den Praxistest gegen ein bekanntes Monster an. Das mag zwar anfangs sehr trocken sein, ist aber dringend notwendig für Neueinsteiger und bietet einen weitaus angenehmeren Einstieg als die bisherigen Spiele der Reihe an. Wer von solchen Anleitungen aber eher genervt ist, muss ihnen keine Beachtung schenken. Auch für die weiteren Funktionen und Aufgaben gibt es gut geschriebene Erklärungen, die sich zwar als Textwand herausstellen, allerdings jedem Neueinsteiger die ersten Stunden erheblich erleichtern.
Schritt 2: Kräuter, Tränke und die kleinen Jobs
Nachdem die perfekte Waffe gefunden wurde, sollte der Spieler aber noch nicht die großen Monster angehen. Denn der Jäger ist auch Mitglied der Gilde, die alle möglichen Aufträge verwaltet. Wurde eine dieser Aufgaben bewältigt, erhält man als Belohnung Geld und Materialien. Doch diese Gilden-Quests beschränken sich anfangs noch darauf, schwache Monster zu besiegen und Materialien aus der Umwelt zu besorgen. Das ist aber auch wichtig, denn die weiteren Grundlagen von „Monster Hunter“ werden dort erklärt. Es gibt nämlich unglaublich viele Objekte, die sich mit anderen kombinieren lassen, um effektivere Items zu erhalten. Die Materialien dafür müssen aber erst gefunden werden, indem Insekten, Erze und andere Kleinigkeiten gesammelt und abgebaut werden. Auch erlegte Monster lassen einige Überreste zurück, die durchaus verwertet werden können, um das Abenteuer zu erleichtern.
Schritt 3: Die großen, bösen Monster
Die wirkliche Herausforderung stellen natürlich die großen Monster dar. Wer zu einer Mission antreten will, die diese Brocken als Ziel haben, sollte aber vorerst eine Mahlzeit beim Koch zu sich nehmen, die, je nach Zutaten, diverse Statuswerte erhöhen kann. Auch der kleine Felyne-Begleiter, den der Spieler am Anfang selbst erstellen kann, freut sich darüber, zu einer Jagd mitgenommen zu werden. Doch auf der Mission selbst muss man das Ziel erst in den großen Gebieten suchen. Betritt man einen Abschnitt, in dem sich das Monster befindet, leitet eine kleine Zwischensequenz den Gegner ein. Diese sind nicht nur gut inszeniert, sondern können eine Prise Humor mitbringen. Beginnt der eigentliche Kampf, muss dringend das Verhalten der Kreatur beobachtet werden. Diese verhalten sich sehr individuell und verfügen über eigene Angriffsmuster, denen im richtigen Moment ausgewichen werden muss, um nicht allzu viel Schaden einstecken zu müssen. Das mag ein wenig eintönig klingen, macht aber im Endeffekt unglaublich viel Spaß, da die Monster sich glaubwürdig verhalten. Erleiden sie zum Beispiel viel Schaden, versuchen sie zu fliehen und sich auszuruhen. Doch vor allem die riesigen Monster, die nach vielen Spielstunden bekämpft werden können, sind spektakulär und bieten wirklich ein Gefühl von Herausforderung. Dennoch sollte man eine große Portion Geduld mitbringen, denn die Kämpfe sind gerade im späteren Verlauf recht lang und komplex.
Wurde dann nach höchstens 50 Minuten das Monster besiegt, kann es ausgenommen werden, um wertvolle Materialien zu erhalten. Diese braucht der Spieler, um neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände schmieden zu lassen, die deutlich robuster und effektiver sind. Doch meist reicht ein Kampf nicht aus, um die nötigen Teile zu bekommen, weshalb man mehrere von ihnen besiegen sollte. Teilweise müssen auch einzelne Körperteile der Monster angegriffen werden, damit diese vom Körper abfallen und somit als wertvolle Materialien dienen, doch auch das Fangen ist eine Option, um an den besonderen Loot zu kommen. Dieser Drang nach einer immer besseren Rüstung, ist die Hauptmotivation des Titels.
Die Welt von „Monster Hunter”
Die verschiedenen Missionen finden in vielen verschiedenen Gebieten statt, die nochmal in kleinere Abschnitte eingeteilt werden. Diese sind sowohl schön gestaltet als auch abwechslungsreich. Mal geht es in einen Urwald durch tropische Gegenden, mal durch ein winterliches Eisgebiet. Dementsprechend tauchen dort auch unterschiedliche, kleinere Monster auf, die meist in einer Gruppe angreifen, mit ein wenig Übung aber keine Herausforderung darstellen. Doch sobald der Spieler das erste Mal von einer riesigen Klippe springt und die einzigartigen Umgebungen der Welt entdeckt, wird einem erst klar, wie feinfühlig die Gebiete gestaltet sind. Um auf Dauer nicht den Überblick zu verlieren, bietet das Spiel eine Karte an, die die Verbindungen zwischen den einzelnen Abschnitten anzeigen. Doch auch weitere Felder lassen sich auf dem Touchscreen anwählen, wie zum Beispiel eine Steuerungseinheit für die Kamera oder Item-Felder.
Alles neu?
Eines der größten Probleme der Reihe ist definitiv der Fortschritt. Für den vierten Hauptteil wurden aber einige Mechaniken eingeführt, die das Spiel deutlich vielseitiger machen. Am offensichtlichsten dürfte wohl das Springen sein, das automatisch ausgeführt wird, wenn man über einen Vorsprung läuft. Im Sprung kann auch die Waffe gezogen werden, um normalen Monstern mehr Schaden zuzufügen oder eine kurze Sequenz zu starten, falls man auf eine große Kreatur springt. Dann befindet sich der Spieler nämlich auf dem Rücken des Feindes und kann durch mehrfaches Drücken der Angriffstaste das Monster stechen, wobei der Halt beibehalten werden muss. Das macht das Gameplay vielschichtiger und fordert einen auf, die Umgebung mehr einzubinden. Auch während des Kletterns kann nun gekämpft werden, wenn auch begrenzt. Ansonsten erwarten einen die typischen Neuerungen wie neue Gebiete, Waffen, Monster und Gegenstände. Neu dabei ist auch ein Erkundungsmodus, in dem ein Gebiet erforscht werden soll. Dabei findet der Spieler immer wieder neue Monster und Gegenstände, für deren Finden es am Ende eine Belohnung gibt. Zwar ist dieser Modus interessant, allerdings kein allzu großer Bestandteil wie die eigentlichen Missionen.
Spaß mit Freunden
All diese Neuerungen können allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass das Spiel irgendwann eintönig wird. Das passiert meist nach der eigentlichen Geschichte, wenn noch weitere, zahlreiche Missionen in der Versammlungshalle angegangen werden können. Zum Glück bringt der Multiplayer-Modus die nötige Abwechslung wieder in das Spiel. Mit bis zu 3 Freunden kann der Spieler hier kooperativ Monster jagen, um erneut Materialien zu bekommen. Diese Monster sind allerdings deutlich stärker, weshalb alle Mitstreiter zusammen arbeiten müssen, um das Ziel zu erreichen. Trotz der stabilen Bildrate im Online-Modus wiegt ein Manko hier relativ stark, nämlich die eingeschränkte Kommunikation. Lediglich vor den Missionen können eigene Texte geschrieben werden, ein Sprachchat fehlt leider vollkommen. Wer nicht auf andere Möglichkeiten umsteigt, muss ein wenig Glück haben, damit die Jagd auch erfolgreich läuft.
Technik
Auf der portablen Konsole macht das Spiel einen guten Eindruck. Obwohl nicht jede Textur wirklich scharf ist, wirkt die Spielwelt stimmig. Auch die Monster wirken realistisch, und wer auf den starken 3D-Effekt verzichten kann, wird auch eine konstant flüssige Bildrate genießen können. Dennoch ist der Schritt vom letzten Ableger zu diesem nicht so groß geworden, wie erhofft. Noch immer leidet das Spiel unter starkem Kantenflimmern, das je nach Gebiet ein wenig den guten Gesamteindruck zerstört.
Bisher gibt es 18 Kommentare
http://monsterhunter.wikia.com/wiki/MH4U:_Monsters
Aber vielen Dank für die Hinweise!
Jetzt muss ich noch hoffen, dass ich das Spiel beim NO Gewinnspiel gewinne, sonst werde ich es mir wohl vorerst noch holen, obwohl es sich schon ganz interessant anhört.
Genau genommen "nur" 98, von denen auch nur 75 Monster groß sind... aber sonst...
Weiss man eigendlich schon wie man das Samus Kostüm freischaltet?? Hoffendlich nicht via Amibo, denn ich hab nicht vor mir sowas anzuschaffen: meine Angehörigen haben alle wenig mit Videospielen am Hut, also will ich keine komischen Figuren rumstehen haben wo ich erst mal alles erklären muss..
@Dunkare:
Bleibt nur TS3