Wer unsere Reviews in den letzten Wochen verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein, dass sich zurzeit vieles um Titel aus Fernost dreht, die sich vor allem mit großen Brüsten und das Ausziehen von Kleiderstücken befassen. Knapp einen Monat später kehren die Mädels aus „Senran Kagura: Shinovi Versus” zurück und bringen mit sich eine neue Art, sich auszuziehen: Anstatt eines Kampfes auf Leben oder Tod, stellen sie sich nun hinter den Herd und kochen das beste Essen der Welt. Wir haben die Kochschürze angezogen und „Senran Kagura: Bon Appétit” auf Herz und Nieren überprüft.

Lebensmittel erklären den Sinn des Lebens

Die Geschichte beginnt zunächst relativ ernst, indem Hanzo, ein Großmeister der Ninja-Kunst, über ein legendäres Essen rezitiert, das besser sein soll als alles, was es je gab. Das sogenannte Super Dish soll Kräfte beherbergen, die man nie erwarten würde. Aus diesem Grund veranstaltet Hanzo einen Koch-Wettbewerb um genau diese Spezialität zu finden. Doch am Ende wird das Ganze ad absurdum geführt, denn er gibt bekannt, dass er eigentlich nur kostenlos Essen verspeisen möchte und man die Geschichte sowieso nicht ernst nehmen sollte.

Diesen Hinweis allerdings sollte man ernst nehmen, denn das, was „Senran Kagura: Bon Appétit” bietet, ist überaus absurd und wird von jedem Charakter wieder getoppt. Da müssen schon einmal Bohnen-Keimlinge als Symbol für verflossene Liebe herhalten oder es wird über das Leben anhand von Brüsten sinniert. Wer mit so viel Blödsinn nichts anfangen kann, der sollte „Bon Appétit” auf alle Fälle vermeiden, denn auch im weiteren Verlauf des Spieles wird man auf nicht wirklich viel Anspruchsvolles treffen. Damit zeigt der Entwickler viel Mut zur Belanglosigkeit, könnte damit aber auch Fans abschrecken, da die Charaktere dadurch auch viel von ihrer Ernsthaftigkeit verlieren.

Standalone oder DLC?!

Bevor wir näher auf das eigentliche Spiel eingehen, muss vorher noch etwas zum Vertrieb geklärt werden: In Japan erschien „Bon Appétit” als zwei eigenständige Spiele. In dem einen kochen die Hanzo-Mädchen gegen den Crimson Squad und im anderen die Gessen-Akademie gegen die Mädels von Hebijo. Hierzulande entschied man sich dafür, „Hanzo x Crimson Squad” als Starterpack und „Gessen X Hebijo” als Downloadinhalt anzubieten, damit keine Verwirrung entsteht. Beide Pakete bieten aber ungefähr den gleichen Inhalt, es unterscheidet sich nur in der Auswahl der Mädchen und der Songs.

Knöpfchen drücken

Damit kommen wir auch schon zum Gameplay: Dieses ist ein typisches Rhythmus-Spiel, bei dem man die Tasten im Takt drücken muss. Sie laufen auf zwei Bahnen gleichzeitig von Rechts nach Links und können in verschiedenen Formen auftauchen: Entweder als einzelne Taste, als Linie, die man halten muss, oder als ein Abschnitt, in dem man die Taste so oft drücken muss, wie es angezeigt wird. Das Spiel macht nichts neues, kann aber Fans von Musikspielen durchaus unterhalten. Einzig das Wertungssystem kann manchmal zum Verhängnis wären. Damit man gewinnt, muss eine Anzeige nach rechts gefüllt werden, macht man Fehler geht sie nach links. Leider ist dies nicht abhängig von der gesamten Performance, weshalb man auch noch bei den letzten Noten verlieren kann. Da wäre ein anderes, faireres Wertungssystem sicherlich angemessener gewesen.

Ein Herz und ein Po-Boogie-Boogie

Ein Song ist in drei verschiedene Abschnitte unterteilt, die jeweils ein Teil des Gerichts darstellen. Im Spiel finden sich auch die Spezialattacken aus „Shinovi Versus" wieder. Sind die geheimen Ninja-Techniken einmal aktiviert, so werden in den ersten beiden Abschnitten jeweils ein Teil eines Herzens ausgefüllt. Um dieses zu füllen, muss man Noten treffen, während die Spezialattacke noch wirkt. Diese kann nur unterbrochen werden, wenn man die Combo verliert. Ist das Herz fertig, dann mischt sich irgendwann im Laufe des dritten Abschnitts eben jenes unter die normalen Noten. Trifft der Spieler das Herz, dann wird er mit einer Szene belohnt, in der die Kontrahentin ihren Hintern dezent in die Kamera wackelt. Allein solche Funktionen zeigen, wie absurd das ganze Szenario von „Senran Kagura: Bon Appétit” ist und dass man wirklich jegliches Schamgefühl ablegen sollte.

Der wahre Wahnsinn

Kurios geht es auch mit Hanzo weiter, der die Gerichte probieren darf. In jedem Abschnitt eines Liedes verliert der unterlegene Kontrahent einen Teil seiner Kleidung. Hat der Spieler es geschafft, das Herz zu füllen und war er in jeder Runde besser als sein Gegner, dann wird er am Ende mit gleich drei verschiedenen Sequenzen belohnt. Zunächst wird Hanzo in eine Art Geschmacks-Ekstase versetzt. Wer den Manga „Yakitate Japan” kennt, der wird sich sicherlich schon denken können, worauf das hinausläuft. Mit total absurden Szenen, in denen Hanzo sich zum Beispiel auf einem Schiff aus Meerestieren wiederfindet und voller Freude das Gericht in den Himmel lobt, verabschiedet er sich in einen neuen Geschmacks-Kosmos. Diese Szenen sind zumeist so überdreht inszeniert, dass man doch das ein oder andere mal schmunzeln muss. Ist Hanzo wieder in der echten Welt zurückgekehrt, wird die Verliererin bestraft, indem ihr auch die letzten Kleider vom Leib gerissen werden, natürlich mit dezenter Zensur an den Geschlechtsteilen. Doch das ist noch nicht alles: Als besonderes Schmankerl bekommt man noch eine sehr süße Nachspeise serviert. Da kann es schon einmal vorkommen, dass sich zum Beispiel Asuka als Bananasplit komplett nackt übergossen mit Sahne und Schokosoße inmitten von Früchten wiederfindet. Vor allem diese Szenen gehen doch ein wenig über die Stränge und wollen nur mit ihrer grotesken Darstellung auf sich aufmerksam machen.

Nettes Spiel mit zu viel Fan-Service und lahmen Modi

Insgesamt macht „Bon Appétit” als Musikspiel schon Spaß, auch wenn es selbst auf schwer doch noch ein bisschen zu leicht geraten ist. Aber das Grundprinzip kann für eine kurze Weile unterhalten. Dazu gesellen sich die verrückten Eskapaden von Hanzo, die gut zum verrückten Konzept passen. Ob das Entreißen der Klamotten und vor allem die Nachspeisen einem gefallen, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber einen wirklichen Mehrwert haben sie nicht, das ist reiner Fan-Service. Bei der Modi-Auswahl hingegen, war der Entwickler komplett uninspiriert. Es gibt lediglich einen freien Modus, in dem man frei gegen die Mädchen antreten kann, einen Arcade-Modus, in dem man sechs Runden hintereinander bestehen muss, und einen Story-Modus, der den Spieler in eine Reihe aus fünf Kämpfen mit gelegentlichen Story-Sequenzen eintauchen lässt. Alles in allem ist es aber egal, wofür man sich entscheidet, denn spielerisch gibt es keine Abwechslung.

Gewohnte Grafik, öder Soundtrack

Grafisch bekommt man wie erwartet dieselbe Kost geboten, wie schon bei „Shinovi Versus”. Die kompletten Charakter-Modelle und Umgebungen wurden auch für „Bon Appétit” übernommen. Bei einem Musikspiel ist natürlich die Songauswahl einer der wichtigsten Gründe, wieso man zu dem Spiel zugreifen sollte. Bei „Bon Appétit” hat jeder Charakter seinen eigenen Song, heißt also, dass man mit dem Standardpaket Zugriff auf zehn Songs hat. Die besten Lieder sind hierbei diese mit Vocals, wovon es aber leider nur zwei gibt. Der Rest ist eher mittelmäßig, weshalb der Soundtrack für ein Musikspiel doch eher bescheiden ist und deshalb auch nicht gerade der Höhepunkt ist.