Bereits im Jahr 2009 erblickte die wunderschöne Hexe Bayonetta auf der PlayStation 3 sowie der Xbox 360 das Licht der Welt. Der Überraschungshit von Platinum Games konnte zwar keine Verkaufsrekorde brechen, dennoch durfte der Titel die positive Resonanz von Kritikern und Spielern genießen. Mit „Bayonetta 2“ steht der Wii U schon bald die exklusive Fortsetzung dieses Hits bevor, weshalb die Entwickler direkt den ersten Teil auf Nintendos Konsole portiert haben. Ist diese jedoch gelungen? Und kann das Spiel selbst nach fünf Jahren noch überzeugen? Das und viel mehr, lest ihr im folgenden Test.
Eine Hexe zwischen Himmel und Hölle
Die Geschichte von „Bayonetta“ ist nicht gerade die Übersichtlichste. In der Welt des Spiels gibt es drei verschiedene Ebenen. Inferno ist die Welt der Dämonen, aus Paradiso kommen die Engel sowie weitere göttliche Kreaturen und die menschliche Welt wird von normalen Bürgern bevölkert. Das Purgatorio ist zusätzlich eine überlappende Dimension, denn was hier geschieht, wirkt sich direkt auf die anderen Dimensionen aus. Um das Gleichgewicht zwischen diesen zu bewahren, haben sich die Umbra-Hexen und die Lumen-Weisen stets um den Ausgleich zwischen Gut und Böse bemüht. Jedoch begann ein Krieg zwischen den beiden Gruppen, in dem die Lumen-Weisen ausgelöscht wurden. Wütend über diesen Vorfall starteten die Bewohner Paradisos eine Hexenjagd, die alle Mitglieder des Umbra-Clans auslöschen sollte.
Lange nach diesem Vorfall erwacht die Hexe Bayonetta aus einem tiefen Schlaf und findet sich in der Welt der Menschen wieder. Doch schon kurz darauf wird sie von ihrer geheimnisvollen Vergangenheit heimgesucht. Wer war sie in ihrem früheren Leben? Wer ist diese Jeanne, die sie verfolgt? Wieso wird sie ständig von Engeln heimgesucht, die ihren Tod fordern? Und wer ist dieses kleine Mädchen, das der Hexe zum Verwechseln ähnlich sieht? Ja, die Geschichte von „Bayonetta“ ist nicht gerade einfach zu verstehen, allerdings wird sie durch den humoristischen Charakter der Titel-Heldin aufgelockert. Vor allem die verrückten Charaktere hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Die Zwischensequenzen bestehen zudem aus einem Mix aus Videos und Standbildern. Zuletzt genannte mögen für einige eher langweilig wirken, allerdings passen sie perfekt zum Ton des Spiels und geben dem Spieler eine kleine Auszeit von den bombastischen Kämpfen.
X, X, X, A, A, Pause, A!
„Bayonetta“ ist ein klassischer Mix aus Action- und Hack ‘n‘ Slay-Spielen. Mit verschiedenen Tastenkombinationen können spektakuläre Angriffe ausgeführt werden. Dabei benutzt die Hexe allerdings nicht nur ihre Fäuste, Beine und Waffen. Ihre Haare sind nämlich verzaubert, weshalb sich diese als riesige Hände und Füße perfekt für den Abschluss eines Angriffes eignen. Doch auch bei größeren Gegnern machen sich diese bemerkbar, wenn sie als riesiger Vogel die heiligen Geschöpfe verspeisen. Dabei fließt allerdings nicht nur eine Menge Blut. Je größer das Geschöpf aus Haaren ist, desto leichter ist auch Bayonetta bekleidet. Jedoch sind nicht nur die Unmengen an Kombinationen bemerkenswert, vor allem das Ausweichen differenziert den Titel von den meisten Genre-Ablegern. Wer in letzter Sekunde einem Angriff entgehen kann, wird mit der Hexenzeit belohnt. In dieser wird die Zeit für wenige Sekunden verlangsamt, und nur der Spieler kann sich mit normaler Geschwindigkeit bewegen. Da die Gegner in dieser Zeit nicht angreifen oder blocken können, kann eine Kombination ohne Störung ausgeführt werden, um möglichst viel Schaden zu erzeugen.
Weitere Waffen sind zudem erwerbbar, um mit diesen noch mehr Angriffe nutzen zu können, die teilweise auch den Spielstil komplett verändern. Ist hingegen der Zauberbalken voll, kann eine Folterattacke genutzt werden, um einem Gegner hohen Schaden zuzufügen. Die Feinde sind dabei eine eigene Dimension für sich. Was in den meisten Spielen als Endgegner durchgeht, wird in Bayonetta als Nebenboss genutzt. Dadurch sind vor allem die späteren Kreaturen so riesig, dass die Action nie zu kurz kommt. Nur wer bei dieser Hektik auch den Überblick behält, kann die gigantischen Monster besiegen. Erleichtert wird dies allerdings durch eine makellose Steuerung, die das präzise Manövrieren von Bayonetta ermöglicht.
Let’s Dance, Boys!
Neben den Kämpfen bewegt sich der Spieler durch eine interessante Welt, die grandios inszeniert wurde. Sie bietet genug Abwechslung, und reicht von einer himmlischen Kathedrale bis zu feurigen Untergründen, sodass sich das Spiel stets frisch anfühlt. Nur einige Gebiete in den Städten könnten etwas mehr Vielfalt bieten. Ab und zu kommt es zu kleineren Geschicklichkeits-Passagen, in denen die Hexe die Zeit anhalten oder an Wänden entlang laufen muss. Diese lockern das actionreiche Spiel ein wenig auf, führen allerdings manchmal zu frustrierenden Momenten. Besonders die Quick-Time-Events können sehr stören. Wenn man diese nicht im exakt richtigen Moment ausführt, wird der Spieler direkt mit dem Tod bestraft. Das ist nicht nur nervig, sondern zerstört auch den ansonsten makellosen Spielfluss. Leicht ist das Spiel aber auch im Kampf nicht. Der Schwierigkeitsgrad in „Bayonetta“ ist schon recht früh sehr knackig, sodass Anfänger sehr leicht abgeschreckt werden könnten.
Wer sich allerdings mit dem Kampfsystem, welches größtenteils aus einer Kombination von leichten und schweren Angriffen besteht, lange genug beschäftigt, erhält das wohl beste Gameplay des Genres. Jede Bewegung und jeder Angriff muss perfekt ausgeführt werden, da sonst große Teile des Lebensbalkens verschwinden. Dieser kann durch diverse Lutscher aufgefüllt werden, welche durch Materialien, die während des Spiels gefunden werden können, von der Hexe erstellt werden. Doch diese lassen Bayonetta nicht nur länger leben, auch der Zauberbalken kann aufgefüllt werden. Statuseffekte werden zudem durch die verschiedenen Rezepte ebenfalls verändert.
Wer sich für einen Profi hält, darf sich an die Herausforderungen wagen, die in jedem Level versteckt sind. In diesen müssen alle Gegner in kurzer Zeit besiegt werden. Zusätzlich kann man in einigen keine Hexenzeit nutzen, während in anderen der Bodenkontakt verboten ist. Diese Herausforderungen lassen teilweise selbst ein „Ninja Gaiden“ leicht aussehen. Zudem lockt das Spiel mit freischaltbaren Inhalten, die den Widerspielwert nach oben steigen lassen.
Was ist neu?
Bei der Wii U-Version von „Bayonetta“ handelt es sich um eine Portierung der Xbox 360-Version des Titels. Trotzdem wurden einige Optimierungen an dem Abenteuer mit der Hexe vorgenommen. Allem voran sei die Steuerung anzumerken. Das Spiel lässt sich klassisch über das Gamepad, dem Pro Controller sowie dem Classic Controller und Classic Controller Pro steuern. Das funktioniert wie gewohnt super und ist vor allem für Genre-Fans die beste Methode, das Spiel zu genießen. Wer sich allerdings nicht mit dem Prinzip der Tastenkombinationen anfreunden kann, der darf die neue Touchscreen-Steuerung nutzen. In dieser kann man Bayonetta durch Berührungen auf dem Touchscreen steuern. Wird ein Gegner angetippt, greift die Hexe mit der optimalen Kombination automatisch an. Trotzdem muss der Spieler noch Angriffen ausweichen, was mit einem Wischen über den Bildschirm erledigt wird. Für Anfänger ist dieses Schema für den Einstieg empfehlenswert, erfahrene Spieler werden diese Methode jedoch meiden, da vor allem auf den höheren Schwierigkeitsstufen die Präzision fehlt, die den Titel ausmacht.
Eine weitere Besonderheit stellen die neuen Kostüme dar, die direkt zu Beginn verfügbar sind. Von denen gibt es insgesamt vier Stück, die sich an klassischen Nintendo-Marken orientieren. Im Link-Kostüm erhält die Heldin statt Ringe die berühmten Rubine, das Samus-Kostüm hat einen Blaster und ein Visier, das sich verstellen lässt und in den Kleidern von Peach und Daisy erhaltet ihr neben den Münzen aus dem Pilzkönigreich auch Unterstützung von Bowser, der die Rolle der Haar-Beschwörungen übernimmt. Das mag zuerst komisch aussehen, für einige witzige Momente sorgen die Kostüme aber auf jeden Fall, da sie auch in den Zwischensequenzen auftauchen.
Technik
An der Technik wurde fast nichts verändert. Die Grafik wurde von den anderen Versionen übernommen, nur die Auflösung wurde hochgedreht. Zwar wirkt das Spiel dadurch ein wenig farbenlos, und auch einige Texturen sehen matschig aus, dennoch ist der Titel gut gealtert, und die Grafik war schon damals sehr schön anzusehen. Die Bildrate hingegen kann leider nicht permanent überzeugen. Während das Spiel meist sehr flüssig läuft, kommt es manchmal zu Einbrüchen der Bildrate. Dadurch kann ein flotter Kampf zum Zeitlupenfest mutieren, was vor allem in den hektischen Momenten wirklich negativ auffällt. Der Ton hingegen ist noch immer sehr klar und deutlich. Neben den Schreien der Monster besitzt das Spiel auch einen grandiosen Soundtrack, der mehrere Ohrwürmer beinhaltet und den Spieler lange nach dem Durchspielen verfolgt.
Bisher gibt es 20 Kommentare
Wird gekauft, auch wenn ich noch nicht weiß wie.
Ja. Falls du wissen willst welche genau (zumindest bisher bekannt) dabei sind, sieh dir die amerikanische Bayo Direct an. Oder lass dich lieber überraschen.
Die Bilder sind auch aus dem ersten Teil.
Framerateeinbrüche -> -3 Punkte?
Aber naja, die 360-Version hatte auch ihre Probleme und war trotzdem großartig.
da hätte ich lieber ne niedrigere auflösung gehabt
ist aber dennoch en geniales spiel