Nintendos E3-Pressekonferenz am Abend des 10. Juni 2014 war aus Sicht der Fans recht ergiebig. Allein zwölf Exklusiv-Spiele wurden erstmals vorgestellt – darunter ein von Fans lang geforderter „Star Fox“-Nachfolger, das Wii U-„Zelda“ sowie sechs komplett neue Spiele aus dem Hause Nintendo. Das Interessante dabei ist, dass sich einige der Spiele noch in einem frühen Prototyp-Stadium befinden. Dies ermöglicht uns einen einmaligen Einblick in die Entwicklungsvorgehensweisen von Nintendo. In diesem Bericht möchten wir euch nun Hintergrundinformationen zu den interessantesten Nintendo-Neuankündigungen der E3 geben. Dabei dürften euch einige neue Details erwarten; so möchten wir etwa die Wahrheit über die vermeintlich neuen Spiele von Nintendo-Chefproduzent Shigeru Miyamoto aufdecken.
„Project Giant Robot“, „Project Guard“ und „Star Fox U“: Ein Einblick in Nintendos Entwicklungsstrategie
Nur wenige Stunden vor dem Digital Event waren sie unbeabsichtigt
durchgesickert: Drei neue Wii U-Spiele mit intensiver Einbindung des
GamePads. Während der Ausstrahlung selbst wurden diese drei Projekte
aber nicht gezeigt. Und das aus gutem Grund: „Project Giant Robot“,
„Project Guard“ sowie das neue „Star Fox”-Spiel befinden sich alle noch
in einer frühen Prototyp-Phase.
Überlegungen zu dem „Star Fox”-Spiel
hegt Nintendo intern schon seit sechs Jahren. Ursprünglich entwickelte
ein kleines Team dieses Spiel für die Wii. Seit einigen Monaten nun wird
das Projekt für die Wii U erarbeitet. Derzeit existiert es nur als
Prototyp. Das heißt: Das Grundkonzept steht, in den nächsten Monaten
möchte Nintendo ein richtiges Spiel darauf aufbauen. Der bisherige
Prototyp entstand intern bei Nintendos EAD-Abteilung, wobei bislang
keine beteiligten Mitarbeiter bekannt sind. Derzeit sucht Nintendo noch
nach Entwicklungspartnern, um das Konzept zu einem richtigen Spiel
auszubauen. Dieses möchte man schon nächstes Jahr auf den Markt bringen.
Die zwei anderen Spiele sind in einem so frühen Stadium, dass sie
bislang nur grobe Arbeitstitel tragen: „Project Giant Robot“ und „Project Guard“. Die Spiele sehen noch sehr grob aus, allerdings liegt
dies eben an ihrem Projektstatus. Denn was mit den beiden Prototypen
geschieht, weiß selbst Nintendo derzeit noch nicht. Vielleicht werden
sie einst die Grundlage großer Spiele sein oder aber sie werden in einer
Minispielsammlung wiederverwertet. Veilleicht enden sie als
eigenständige eShop-Spiele oder aber werden ganz eingestampft. Man hält
sich noch alle Möglichkeiten offen. In welcher Form auch immer: Die
Titel sollen beide bereits nächstes Jahr veröffentlicht werden. Wir sind
diesbezüglich jedoch noch ein wenig skeptisch.
Die Wahrheit über Miyamotos neue Spiele
Diese drei Projekte geben einen perfekten und sehr seltenen Einblick in
die ungewöhnlichen Arbeitsweisen der EAD-Abteilung. Entertainment
Analysis & Development ist Nintendos wichtigste Abteilung. Sie
zeichnet sich durch besondere Philosophien aus, die wir bereits vor ein paar
Wochen in einem Bericht besprochen haben.
An den drei auf der E3 vorgestellten Prototypen zeigt sich ganz
deutlich: Fast jedes große Projekt beginnt mit einer neuen Idee, zu der
ein kleines Team einen groben Prototyp entwickelt. Erst, sobald dieser
Prototyp vollendet ist und als spaßig empfunden wird, baut Nintendo ein
ganzes Spiel darum herum auf. Dieser Prozess ist kennzeichnend für die
EAD und kann mitunter viele, viele Jahre beanspruchen. Ein paar extreme
Beispiele dafür: Das Mii-Konzept war 20 Jahre lang in der Entwicklung.
Mit dem Konzept hinter „Super Mario Galaxy” experimentierte die EAD seit
2000. Und die Ideen zu „Project Giant Robot” und „Project Guard” sind
ebenfalls schon recht alt und stammen aus N64-Zeiten.
An dieser Stelle möchten wir ein großes Missverständnis entwirren,
nämlich den Mythos „neues Miyamoto-Spiel”. Shigeru Miyamoto hat zu
Beginn seiner Karriere „Donkey Kong”, „Super Mario” und „The Legend of
Zelda” erschaffen und gilt damit als einer der bedeutendsten
Spieleentwickler überhaupt. Seit vielen Jahren entwickelt er aber nicht
mehr selbst, sondern überwacht als EAD-Chefproduzent sämtliche intern
entwickelten Nintendo-Spiele. Somit ist im Grunde jedes Spiel der EAD
ein Miyamoto-Spiel. Doch nur bei den wenigsten Projekten wirkt Miyamoto
aktiv mit. Und selbst dann leitet nicht er die Entwicklung, sondern
stets ein anderer Entwickler – zumeist ein junger, frischer Mitarbeiter.
Dieser Umstand wird aber gerne einmal übersehen. Da Miyamoto eine solche
Ikone ist, zahlt es sich für Nintendo eben aus, Spiele mit seiner
Beteiligung ihm ganz zuzuschreiben. Von Seiten der PR ist dies natürlich
verständlich. Nun hat Miyamoto in den letzten Jahren immer wieder
geäußert, an neuen, kleineren Projekten zu arbeiten. Und daraus hat die
Spielepresse dann den Mythos hergeleitet, Miyamoto selbst entwickle die
neuen Spiele.
„Project Giant Robot“, „Project Guard“ und „Star Fox U“ gelten nun
gemeinhin als neue Miyamoto-Spiele, doch das ist nicht wahr. „Project
Guard” entsteht etwa unter der Leitung von Yugo Hayashi, zuvor
Minispieldirektor für „Wii Fit U”. Und der Art-Director von „Giant
Robot” ist der vorherige Benutzeroberflächen-Gestalter Ryo Tanaka.
Miyamoto mag zwar an der Entwicklung dieser Spiele beteiligt sein, doch
es sind nicht seine Kinder. Es sind die Projekte jüngerer Mitarbeiter.
Es sind keine Miyamoto-Spiele; diesen Mythos erfand die Spielepresse.
Das letzte wahre Miyamoto-Spiel ist nach wie vor „Super Mario 64” von
1996. In unserem ersten „Inside Nintendo”-Artikel von November 2012
setzten wir uns übrigens bereits kritisch mit der übertriebenen
Wahrnehmung Miyamotos in der Öffentlichkeit auseinander.
„Ich find's einfach geil!“
„Zelda“ erobert die Wii U
Die wohl größte Nintendo-Ankündigung der E3 war das neue „The Legend of Zelda”-Spiel für die Wii U, das nun 2015 erscheinen wird. Seit Nintendo Mitte 2011 eine „Zelda”-Tech-Demo für die Wii U vorgestellt hatte, konnten die Serienfans die richtige Ankündigung des Titels kaum erwarten. So fütterte uns der Serienproduzent Eiji Aonuma in den letzten drei Jahren immer wieder mit vagen Infofetzen. Eine Übersicht über jene Fetzen stellten wir im letzten Januar für euch zusammen. Sehr viel hat der Hersteller auf der E3 aber nicht gezeigt und auch einen Titel hat das Spiel noch nicht. Es überascht jedoch kaum, dass dieses Spiel wie gewohnt von Aonumas Team entwickelt wird, der EAD Group No. 3. Wir vermuten, dass der „Skyward Sword”-Director Hidemaro Fujibayashi die Arbeiten leitet. Ebenfalls wären wir nicht überrascht, falls Monolith Soft an diesem Spiel mitwirkt, wie es schon bei den beiden letzten „Zelda”-Spielen der Fall war.
Nintendos neuer Shooter und zwei weitere brandneue Marken
Die zwei neuen Spiele, mit denen wir uns schon weiter oben befasst
haben, sind noch in einem frühen Stadium und werden momentan von einem
kleinen, nicht genau bestimmbaren Team innerhalb der EAD entwickelt.
Ganz anders sieht es bei „Splatoon”
aus. Die kreative neue Shooter-Marke soll ebenfalls 2015 für die Wii U
herauskommen. Schon jetzt sieht das Projekt sehr fortgeschritten aus.
Entwickelt wird der Online-Shooter von der zweiten EAD-Gruppe. Dies ist
das für „Animal Crossing” und „Nintendo Land” verantwortliche Team. Die
Directors sind Yusuke Amano, zuvor Director des neben „Splatoon”
uninspiriert aussehenden „New Super Mario Bros. 2”, sowie Tsubasa
Sakaguchi, Art Director von „Nintendo Land”. Als Produzent ist Hisashi
Nogomi involviert, der neue Abteilungsleiter der zweiten EAD-Gruppe
involviert.
Im Laufe der E3 hat Nintendo dann noch zwei weitere exklusive, neue
Marken angekündigt. So wurde bekannt, dass das brutale und doch sehr
verrückte Hack and Slay „Devil's Third”
nun exklusiv für die Wii U erscheinen wird. Das neueste Spiel des „Dead
or Alive”-Schöpfers Tomonobu Itagaki war seit 2009 für PS3 und Xbox 360
in der Entwicklung, geriet aber aufgrund der Insolvenz des Herstellers
THQ in die Versenkung. Nun hat Nintendo das Spiel gerettet und sich
gleichzeitig einen exklusiven Wii U-Titel für die ältere Kundschaft
gesichert. Übrigens: Zu Sylvester 2013 tauchte ein Gerücht auf, das ein
exklusives Third Party-Spiel für die Wii U versprach (wir berichteten). Nun wissen wir endlich, dass das Gerücht stimmte!
Eine weitere neu angekündigte Marke ist „Code Name: S.T.E.A.M.”,
das ausnahmsweise nicht für die Wii U erscheint, sondern für den
Nintendo 3DS – allerdings auch erst nächstes Jahr. Es handelt sich um
ein völlig neues Spiel des „Fire Emblem”- und „Advance Wars”-Studios
Intelligent Systems. Kurioserweise ist auch zumindest der Name dieses
Spiels im Vorfeld durchgesickert (wir berichteten). Ebenfalls aus dem Hause Intelligent Systems wurde für den Westen übrigens „Fossil Fighters: Frontier” angekündigt: Ein weiteres RPG für den Nintendo 3DS, das auf das nächste Jahr datiert ist.
Zwei neue Spiele im „Mario”-Universum: „Captain Toad“ und „Mario Maker”
Wenn man mal so drüber nachdenkt, ist dieses Mal recht viel von
Nintendos E3-Material im Vorfeld durchgesickert: Die drei Prototypen,
„Devil's Third” und „S.T.E.A.M.”. Dazu gesellt sich nun ein weiterer
Leak, nämlich der „Mario Maker”.
Schon im Vorfeld war ein Foto aufgetaucht, das die Ankündigung dieses
Titels vorwegnahm. Es handelt sich dabei um einen „Mario”-Leveleditor,
der – wie sollte es auch anders sein – 2015 für die Wii U erscheinen
wird. Technisch gesehen, ist dies eine weitere neue Marke, die intern
bei Nintendo entsteht. Welches EAD-Team genau zuständig ist, weiß man
noch nicht. Wir vermuten aber das „New Super Mario Bros.”-Team dahinter,
also die dritte EAD-Unterabteilung.
Und noch eine neue Spielemarke innerhalb des „Mario”-Universums kündigte Nintendo an. Mit „Captain Toad: Treasure Tracker“ erhält Toad Ende 2014 ein Wii U-Spiel – sein allererstes eigenes Spiel
nach fast 30-jähriger Videospielkarriere! „Treasure Tracker“ ist ein
Spin-Off eines Minispiels aus „Super Mario 3D World”. Es ist bereits
bestätigt, dass es auch vom gleichen Entwicklerteam stammt, nämlich die
EAD Tokyo Group 2. Die Möglichkeit eines eigenen „Captain Toad”-Spiels
äußerte das Team schon im April 2014.
Übrigens: Auf die Entwicklung des bereits bestätigten nächsten
3D-„Super Mario“-Spiels dürfte dieses Projekt keine Auswirkungen haben.
Es ist vielmehr ein Nebenprojekt, während das nächste große
„Mario“-Spiel vermutlich noch in der Experimentierphase ist.
Links: „Yarn Yoshi“, Januar 2013; rechts: „Yoshi's Woolly World“, Juni 2014
„Kirby“ und „Yoshi“: Schicksalhaft verbunden
Was haben Kirby und Yoshi miteinander zu tun? Beide sind die
Protagonisten zweier gleichnamiger Jump'n'Run-Serien, die schon seit
einigen Jahren zu Nintendos Hauptrepertoire zählen. Von beiden Serien
erschienen erst vor wenigen Wochen neue Ableger für den Nintendo 3DS.
Und für beide Reihen kündigte Nintendo auf der E3 Nachfolger für die Wii
U an, die je eine besondere Optik bieten und 2015 erscheinen sollen.
„Yoshi's Woolly World“
war strenggenommen keine Neuankündigung, denn erstmals hat Nintendo es
im Januar 2013 angekündigt. Damals zeigte man aber nur spärliches,
frühes Material. Da in den folgenden anderthalb Jahren kein einziges
Wort darüber mehr verloren wurde, hielten viele Fans das Projekt für
abgebrochen. Nun bewies Nintendo aber das Gegenteil. Das Spiel mit
seiner Wolloptik, das die Fachpresse ursprünglich „Yarn Yoshi“ taufte,
orientiert sich stark an „Kirby's Epic Yarn“. Immerhin stammt es vom
gleichen Entwicklerstudio, Good-Feel. Beaufsichtigt wird das Team dabei
von Nintendos internem EAD-Studio. Und wer sich jetzt noch fragt, warum
es so lange still um „Woolly World“ war: Nintendo hat das Spiel ganz
einfach viel zu früh angekündigt. Mehr nicht. Obiges Bild zeigt, wie
viel sich in den anderthalb Jahren seit der Erstankündigung getan hat.
Außerdem stellte Nintendo völlig unerwartet „Kirby and the Rainbow Curse“
vor. Wie schon „Yoshi“, bietet auch dieses einen besonderen Artstyle.
So sieht es aus, als wäre es aus Knetmasse fabriziert worden. Abgesehen
von einem ersten Trailer ist zu diesem Titel nicht viel bekannt. Deshalb
haben wir leider wenig zu berichten. Höchstwahrscheinlich aber stammt
es wieder vom „Kirby”-Studio HAL Laboratory.
Das war er nun, der Rückblick auf die E3 2014 in „Inside Nintendo”-Art. Wie steht ihr den Neuankündigungen gegenüber?
Bisher gibt es 13 Kommentare
einst ein genialer Prophet und dann nur noch belächelt
und Devils Third kein Kiddie Image ? hm. es wirkt eher als ob pubertäre Entwickler versuchen Saints Row meets Ninja Gaiden zu basteln . bin gespannt ob es überhaupt nach germany kommt O:]
Dieser Umstand wird aber gerne einmal übersehen. Da Miyamoto eine solche Ikone ist, zahlt es sich für Nintendo eben aus, Spiele mit seiner Beteiligung ihm ganz zuzuschreiben. Von Seiten der PR ist dies natürlich verständlich.
Mir erschließt sich das nicht wieso man hier der Meinung ist Miyamotos Zeit sei abgelaufen. Er entwickelt doch gar nicht mehr, oder war der von mir zitierte Text vorhin noch nicht da?
Hauptsache meckern
Nicht zuletzt war es eh wieder ein Mario Spiel welches dafür sorgte das die Wii U das stärkste Launch Line-Up der aktuellen Gen hatte.
Bestimmt war er seiner Zeit einmal vorraus, aber es gehört auch dazu einzusehen, wann seine Zeit abgelaufen ist. Und das war spätestens mit Wii Music der Fall
Dass man Devil Third nicht in die Präsentation eingebunden hat, werd ich nie verstehen. Endlich ein Spiel, um vom "Kinder- und Casual-Image" weegzukommen, aber es wird einfach totgeschwiegen.
Aber trotzdem war es eine sehr gute Präsentation, auch wenn viel zu viel erst 2015 kommt.
Ich freu mich auf Yoshi, Kirby, Toad, Bayonetta und Co.
Project Giant Robot wäre doch der perfekte Kandidat das erste Spiel zu sein, welches 2 Gamepads verwendet.
Mir gefällt der sehr gut. Das passt einfach zu Zelda. Farbenfroh, was aber auch stimmig düster werden kann. Ich bin froh, dass sie sich gegen den Stil der langweiligen, tristen TechDemo entschieden.
Zelda U hat mich halt nur vom Grafikstil enttäuscht, da ich ein Skyward Sword 2 nicht wirklich begrüßen will. SS ist wie schon mal erwähnt (für mich) das 2. beste Zelda Spiel, aber wozu dann den selben Grafikstil nochmal benutzen? Ich hatte zwar nichts gegen den Stil, aber bitte nicht zwei mal. Und das ist der erste Link den ich so unglaublich hässlich finde. Da war der SS-Link ja 1000 mal hübscher als dieser Link mit seinem "Disney-Gesicht". Aber hey... es ist Zelda, es wird einfach geil und es wurde ja noch nicht mal viel gezeigt, daher warte ich einfach ab und schaue mal wie es wird.