Ich weiß nicht, warum ich das alles geschrieben habe. Irgendwie hat es auch keinen richtigen Zusammenhang, ich denke ich musste es mir einfach mal von der Seele schreiben. Und mich würde interessieren, ob es euch auch so geht.

In diesem Spiel soll es nicht um die potentiellen Amokläufer gehen, die sich 24/7 mit CS und Cola in ihrem Zimmer verschotten, sondern um den ganz normalen Durchschnittstypen, der nach der Arbeit/Schule lieber eine Runde zockt, als etwas mit Freunden etwas zu unternehmen.

Bemerkt ihr dieses Verhalten öfter an euch? Mir ist es schon oft aufgefallen, als ich abends allein zu hause saß anstatt mit anderen wegzugehen, oder Sport zu machen, zu lernen, irgendwas das ich mir vorgenommen hatte. Danach und manchmal auch währenddessen habe ich mich immer über die verlorene Zeit geärgert und doch hab ich's am nächsten Tag wieder gemacht (ähnlich wie der Alkoholiker den nach jedem Tag mit Alkohol die Reue plagt und der am nächsten doch wieder trinkt). Mir war immer klar dass ich viel spiele, aber Spielsucht? Das hört man doch immer nur in den Medien, das gibt's doch gar nicht.

Es dauert ganz schön lange bis einem klar wird, dass das eigene Verhalten in jedem Aspekt einer Sucht entspricht. Schlechte Laune bei Entzug, Unkonzentriertheit bei anderen Dingen etc. einfach der ständige Zwang jetzt doch wieder den Controller in die Hand zu nehmen.

Als kleines Kind hatte ich nicht viele Freunde und ich bin ein Einzelkind. Meine Eltern waren, auch wenn sie es nicht zugeben wollten, eigentlich ganz froh, wenn ich mich mit meiner Konsole beschäftigte. Damals hatte ich noch nicht so viele Spiele und schon gar keine endlosen Onlinespiele, irgendwann waren sie also uninteressant und ich habe mich anderen Dingen zugewandt. Irgendwann kam Wolfenstein:ET als F2P auf den PC. Das Spiel war cool, dort war ich in einem Clan, kannte die Leute, wurde immer besser und bekam Respekt von Personen, die ich gar nicht kannte. Ich war zwar auch im RL in einer Clique, allerdings recht weit unten in der Hackordnung, da kam mir die Anerkennung aus dem Spiel gerade recht - ich spielte bis in die Nacht, war am nächsten Tag müde und genervt. Nach etwa 3-5 Jahren Enemy Territory fand ich wieder zu den Konsolen zurück.
Konsolen die als Kind mein bester Spielpartner waren und das Beste: Jetzt konnte ich mir so viele Spiele leisten, wie ich wollte. Mit der Zeit wurde mein Backlog immer größer, mit dem ständigen Zwang alles nachzuholen, immer mehr zu spielen. Das nächste Spiel war immer schon mit der Post unterwegs und das alte musste beendet werden. Spätestens hier sollte klar werden: Das ist kein Spiel mehr, das ist zwanghaftes Verhalten, purer Stress.

Versteht mich nicht falsch. Ich war immernoch gut in der Schule, in einer festen Beziehung, eigentlich lief alles ganz gut. Nur trieb mich irgendeine innere Kraft dazu, bei JEDER Gelegenheit zu zocken. Mittlerweile hatte ich eine eigene Wohnung, die kaum geputzt wurde, Bücher wurden immer weniger gelesen, Hobbies vernachlässigt, bis ich gar nicht mehr ins Training bin. Im Studium und mit der Freundin lief alles noch gut, und solange noch irgendwas läuft, denkt man nicht daran etwas zu ändern. Ach, ich konnte gar nichts ändern, ich hatte für die Spiele ja bezahlt, also mussten sie auch gespielt werden. Und am nächsten Tag war wieder irgendein Angebot für ein Spiel so gut, dass ich nicht nein sagen konnte.

Der ständige Reiz immer mehr, günstigerer Spiele (irgendwann reicht die anfängliche Dosis bei einer Sucht eben nicht mehr aus) trieb mich irgendwann zu Steam und auf Steam lauerte Team Fortress 2. Im Prinzip Enemy Territory im Comic-Stil und mit sammelbaren Items. Jetzt war alles aus. Als letztes Hobby wurde das Fitnessstudio aufgegeben, dafür war keine Zeit mehr, ich musste ja nach 9 Stunden im Geschäft noch Waffen und Hüte für Team Fortress sammeln und mal bei der Freundin vorbeischauen (was immer mehr zur Last wurde, da ich schnell wieder heim musste zum Zocken).

Und jetzt? Jetzt ist heute abend um 23 Uhr. Ich möchte mich nicht mehr so von irgendwelchen doofen Spielen unter Stress setzen lassen. Ich habe erkannt, dass ich ein Problem habe.
Jetzt wird erstmal im großen Stil deinstalliert und gehofft, dass ich möglichst lange durchhalte ohne rückfällig zu werden. Ich möchte wieder Zeit haben um mit meiner Freundin wegzugehen (ich bin schon froh, dass sie sich noch nicht von mir getrennt hat, obwohl ich bei ihr in letzter Zeit nur 1-2 Stunden lustlos vorm TV rumgehangen bin, bis "das endlich erledigt war" und ich wieder zum Zocken heimfuhr), ich will endlich Zeit haben Japanisch zu lernen. Ich möchte wieder Bücher lesen. Und vorallem will ich wieder Sport machen - mein Rücken bringt mich ohne Sport vom Bürojob um, und die 3 Etagen zur Kantine komm ich ohne zu schnaufen nicht mehr zu fuß nach oben.

Ok, wie eingangs geschrieben, ich weiß nicht warum ich euch damit belästige. Ich muss nur irgendwo festhalten, dass ich zumindest mal das Problem erkannt habe. Man sagt ja immer, das sei der erste Schritt.

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