Spiele • GC

The Simpsons: Road Rage

Mehr zum Spiel:

Nicht ganz Retro: The Simpsons: Road Rage (GameCube)

„Road Rage“ ist ein von EA veröffentlichter Klon von Segas Erfolgstitel „Crazy Taxi“ mit „Simpsons“-Lizenz. Damit ist im Prinzip schon alles Wichtige zum Spielinhalt gesagt. Das 2001 für GameCube, PS2 und Xbox veröffentlichte Fahrspiel imitiert sein Vorbild sogar so stark, dass Sega das verantwortliche Entwicklerstudio Radical Games kurzerhand verklagt hat. Da wir hier kein Gericht sind, fragen wir uns anstelle einer Urheberrechtsfrage: Ist „Road Rage“ trotz des abgekupferten Konzepts heute noch spielbar?

Von radioaktiven Bussen und Privattaxis

Mr. Burns terrorisiert Springfield, indem er das Busnetz aufkauft und durch überhöhte Preise und radioaktiv verseuchte Busse unbenutzbar macht. Um dennoch von A nach B gelangen zu können, bauen die Bewohner der Stadt kurzerhand ein eigenes, privates Taxisystem auf. Die Aufgabe des Spiels besteht dementsprechend darin, durch Springfield zu fahren, dabei Personen mitzunehmen und diese zu ihrem Ziel zu befördern. Das Ganze geschieht natürlich auf Zeit. Je schneller man ist, desto mehr Punkte erhält man und ist die Zeit abgelaufen, dann endet das Spiel. Es geht also im Hauptmodus bloß um das Erreichen eines möglichst hohen Punktestandes.

Eine Vielzahl von Fahrern mit je einem eigenen Auto und individuellen Fahreigenschaften ist verfügbar. Allerdings sind zu Beginn nur fünf Fahrer freigeschaltet. Außerdem gibt es sechs verschiedene Welten zum Befahren – freigeschaltet ist zu Beginn nur die erste. Um neue Fahrer oder Welten freizuschalten, muss der Spieler Punkte anhäufen. So weit, so langweilig.

Laue Modi

Neben dem titelgebenden „Road Rage“-Modus gibt es auch einen sogenannten Freien Modus. Uns wird dabei versprochen, dass wir hier in Ruhe Springfield erkunden könnten. In Wirklichkeit ist dieser Modus aber identisch zum Hauptmodus, nur gibt es hier weder Zeitlimit noch Punkte oder wirklichen Sinn. Wirklich frei ist der Freie Modus also nicht.

Daneben gibt es eine Reihe von simplen Missionen. Deren Ziel ist, Orte zu erreichen oder Gegenstände einzusammeln – selbstredend bloß mit dem Auto und innerhalb eines Zeitlimits. Ferner existiert ein Zweispielermodus, bei dem zwei Spieler im Splitscreen gegeneinander antreten.

Texturen? Fehlanzeige! – Shader? Shader? Was sind Shader?

„Schlechtestes Videospiel aller Zeiten!“

„Road Rage“ ist also ein arcade-artiges Spiel mit wenig Abwechslung, das kurzzeitig Spaß macht. Letzteres zumindest in der Theorie. Denn leider ist „Road Rage“ selbst für seine simplen Verhältnisse ziemlich schlecht gemacht. Die Fahrzeugsteuerung ist völlig ungenau sowie schwammig und die Fahrphysik ist absolut unrealistisch. Man rammt andere Autos weniger als dass man von ihnen wie ein Gummiball abprallt. Jede Art von Schadensmodell sucht man vergebens. Driften, ein realistisches Handling – Fehlanzeige. Rast man gegen ein Hindernis – was viel zu oft geschieht, weil manche riesige Objekte zerstörbar oder gar völlig durchlässig sind, manche kleinere jedoch ohne jeden Grund nicht überwindbar sind und überdies die Kollisionsabfrage ziemlich ungenau ist –, verliert man sein gesamtes Momentum. Überdies ist die Tastenbelegung suboptimal und mitunter zickt der Rückwärtsgang. 

Nachdem das Gamedesign und seine Umsetzung so gut wie auf voller Linie versagen, kommen wir nun zur Technik des Spiels. „Road Rage“ mag zwei Monate nach der Markteinführung des GameCubes erschienen und das dahinterstehende Studio nicht gerade für AAA-Spiele bekannt sein. Doch selbst angesichts dessen sieht „Road Rage“ fürchterlich aus. Alles besteht aus sterilen und lieblosen, hässlichen und groben Polygonen. Texturen sind, wenn man überhaupt mal eine findet, sehr niedrig aufgelöst. Anständige Shader oder Partikeleffekte – nix da. An besonders lieblos hingerotzten Stellen sieht „Road Rage“ aus wie ein schlechtes N64-Spiel. Es kommt die Frage auf, was genau das Spiel während der vielen und unsäglich lang andauernden Ladebildschirme lädt. Wenigstens ist die Bildrate halbwegs stabil, doch auch hier macht das durch die ausgesprochen niedrige Draw Distance bedingte Aufploppen von Fahrzeugen, Objekten, Häusern und selbst Hintergrundgrafiken einen Strich durch die Rechnung. Die vorgerenderten Zwischensequenzen – naja, sie sehen irgendwie noch scheußlicher aus als die In-Game-Grafik.

Nette Spielwelten, Charaktere und Atmosphäre dank Simpsons-Lizenz

Gibt es denn auch Gutes an „Road Rage“, mag der geneigte Leser nun wissen wollen. Ja, das gibt es wirklich. Die „Simpsons“-Lizenz ist ganz gut über das ansonsten lieblose Spiel gepappt worden. In den Spielwelten sind zahlreiche bekannte wie auch weniger bekannte Gebäude und Orte aus der Serie anzutreffen. Dennoch laden die Spielwelten aufgrund der fehlenden Kamerasteuerung kaum zum Erkunden ein.

Positiv ist ansonsten die Vielfalt an spielbaren Charakteren wie auch an Personen, die transportiert werden wollen. Quasi alle bekannteren Nebenfiguren aus „Die Simpsons“ tauchen auch im Spiel auf. Die einzeiligen Ausrufe sind dabei durchaus lustig, immerhin stammen sie direkt von den Autoren der Serie. Außerdem liehen ausnahmslos die Originalsprecher der Serie den Figuren in „Road Rage“ ihre Stimme. Dabei kommt typische „Simpsons“-Atmosphäre auf. Gerade schon ironisch ist, wenn der Comicbuch-Verkäufer während des Abspanns das Spiel in einem Akt des Selbsthumors als „Worst Videogame Ever“ bezeichnet.

Leider gibt es nur eine englische Sprachausgabe. Die Musik indes ist belangloses Hintergrundgedudel, die Soundeffekte rasch nervig. Und last but not least lässt auch die deutsche Übersetzung der Spieltexte zu wünschen übrig.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Road Rage“ ist der dreiste Klon eines anderen Spiels und wurde zu allem Überfluss spielerisch wie technisch ausgesprochen schwach und lieblos umgesetzt. Einzig die recht nett eingebettete „Simpsons“-Lizenz rettet das Spiel durch eine Vielfalt an Charakteren, lustigen Ausrufe und eine für Serienfans interessante Spielwelt vor dem Totalschaden. Doch der größte Verdienst von „Road Rage“ ist, dass es ohne das Spiel das überaus gelungene „The Simpsons: Hit & Run“ nicht gäbe. Dadurch wirkt „Road Rage“ quasi wie eine Alpha-Version von „Hit & Run“. Nicht empfehlenswert.

Bisher gibt es vier Kommentare

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.
  • Avatar von rowdy007
    rowdy007 05.06.2015, 16:53
    Zitat Zitat von Garo Beitrag anzeigen
    An Pizza-Taxi?
    Nein mich hat er nicht übers Ohr gehauen. Der Schlawiner.
  • Avatar von smario66
    smario66 05.06.2015, 16:41
    Ich weiß noch das ich als Kind immer überlegt hab, ob ich mir das holen soll. Da mir Hit & Run so viel Spaß gemacht hat. Gut, dass ich es gelassen hab^^
  • Avatar von Garo
    Garo 05.06.2015, 16:29
    Zitat Zitat von rowdy007 Beitrag anzeigen
    Jo habs damals wieder verkauft. Warum zockst du heute noch sowas???
    An Pizza-Taxi?

    Echt schade drum. Hab zum Glück damals lieber zu H&R gegriffen.
  • Avatar von rowdy007
    rowdy007 05.06.2015, 16:15
    Jo habs damals wieder verkauft. Warum zockst du heute noch sowas???