Schon seit dem N64 veröffentlicht Nintendo regelmäßig neue Teile der „Mario Party”-Reihe, die aber in den letzten Jahren immer mehr in die Durchschnittlichkeit geraten sind. Zuletzt wurde der Nintendo 3DS-Ableger „Island Tour” enorm gescholten und ist auch bei uns im Test durchgefallen. Jetzt schmeißen Mario und seine Freunde eine erneute Party für unterwegs und bringen ein neues Konzept mit sich. Ob dieses zündet, erfahrt ihr im folgenden Test.
Mehrspieler mit Option
Bevor ich tiefer auf die einzelnen Modi eingehe, wovon es insgesamt sieben gibt, sollten zunächst einige Neuerungen bezüglich der Mehrspieler-Optionen geklärt werden. Denn neben dem normalen Download-Spiel, bei dem man nur drei der sieben Modi in stark abgespeckter Form spielen kann, gibt es auch noch eine kostenlose „Party Guest”-Version, die man im eShop finden kann. Mit dieser kann mit nur einem Modul jeder einzelne Mehrspieler-Modus angewählt werden. Was mich besonders daran überrascht hat: Innerhalb der „Party Guest”-Version, die bis auf ein Minispiel nur im Mehrspieler funktioniert, kann man bereits alles freischalten und den Spielstand übertragen, wenn man sich irgendwann einmal die Vollversion gekauft hat.
Toad sucht Partner
Der erste Modus, mit dem man starten muss, ist die Toad-Tour, der auch von Nintendo am meisten beworben wurde. In diesem beginnt jeder der vier Spieler mit einem Toad und muss versuchen, je nach Brett drei bis fünf Bosse zu schlagen, die Sterne beinhalten. Immer wieder werden noch Partner aufs Feld gesetzt, die man dann einsammeln kann und einen extra Würfel geben, wodurch man mit einem Wurf weiter vorankommt. Ferner helfen die Partner bei den Bosskämpfen, die dann von der KI gesteuert werden. Das Besondere an diesem aber auch noch einem weiteren Modus ist, dass alle Spieler gleichzeitig würfeln. Dadurch wird das Spielgeschehen unglaublich beschleunigt aber auch spannender gemacht, da man viel mehr Taktik mit in die Bewegung nehmen muss. Denn landet man auf dem gleichen Feld, dann muss man ein kurzes Minispiel bestehen, um dem Verlierer einen Partner zu stehlen.
Im Grunde kann der Modus schon einige Runden Spaß machen, jedoch werden schnell auch einige Schwächen klar. Denn die Partner sind innerhalb der Bosskämpfe ein sehr unfairer Vorteil, da man einfach viel mehr Punkte mit ihnen machen kann. Aber auch abgesehen davon geben einem die Partner einen zu großen und vor allem unfairen Vorteil. Man muss also hoffen, dass man zufällig einen Duell-Handschuh bekommt oder auf dem gleichen Feld landet, um einen Partner zu stehlen, oder der erste ist, der an einen freien Partner kommt. Wenn man das nicht schafft, dann wird die Toad-Tour ganz schnell zu einem Frust-Fest.
Sterne für Münzen
Ähnlich zur Toad-Tour ist auch die Ballon-Jagd. Dort muss man in einer bestimmten Anzahl an Runden auf verschiedenen Brettern Luftballons einsammeln, die dann Münzen bringen. Nach jeder Runde, in der ein Luftballon eingesammelt wurde, startet ein normales Free-for-All-Minispiel. Wenn alle Luftballons innerhalb einer Runde eingesammelt wurden, ist ein Bowser-Minispiel an der Reihe. Das Ziel ist es, die zufälligen Sterne-Ballons einzusammeln. Denn mit diesen kann man dann für zehn Münzen einen Stern kaufen. Dieser Modus spielt sich fast schon am klassischsten. Jedoch ist die Spielgeschwindigkeit auch mit dem neuen Würfel-System recht langsam ausgefallen, weshalb zwanzig Runden schon einmal gut eine Stunde dauern können und sich schnell vom Ablauf wiederholen. Manche Bretter sind sogar so klein, dass man eigentlich in jeder Runde mindestens einen Ballon bekommt, wodurch immer wieder Minispiele gespielt werden.
Taktik gefragt
Die restlichen Modi bieten dann doch ein etwas anderes Spielgefühl. In Vor und Zurück zum Beispiel muss man entweder gegen einen Computer oder einen menschlichen Mitspieler auf einem Spielbrett versuchen, von seiner Seite zur gegnerischen zu laufen. Dabei gibt es drei Lanes bei denen man sich immer entscheiden muss, welchen der zwei Würfel man für welchen Charakter auswählen möchte. Macht man einen Pasch, dann bewegen sich alle Charaktere so weit, wie die Augen anzeigen. Gerade letzteres sorgt für einiges Spannung, da es auch Fallen gibt, wie Felder bei denen man zurückgehen muss oder das Loch in der Mitte, das einen komplett zurücksetzt. Dazu kommt, dass die gegnerischen Figuren entweder einen Charakter für eine Runde betäuben können oder, wenn sie genau auf dem gleichen Feld landen direkt zurücksetzen. Alles zusammen entsteht hier ein Modus, der zwar nur maximal zu zweit spielbar ist und auch stark vom Glück abhängt, aber sehr viele Momente mit sich bringt, die Taktik fordern sowie einfach spannend gestaltet sind.
Der Bodensatz der Mario Party-Modi
Aber es ist auch nicht alles Gold, was glänzt, bei „Mario Party: Star Rush”. Denn die Modi Musikbühne und Buu-Huus-Blöcke sind milde gesagt einfach nur schlecht. In ersterem kann man mit bis zu vier Spielern die Bühne betreten und einen von mehreren Songs aus den diversen Super Mario-Titeln spielen. Dafür wählt man sich sein Instrument aus und muss dann auf dem Touchscreen drücken, wenn die Symbole auf dem Topscreen den Kreis berühren. Jedoch haben die Noten keinerlei Rhythmus-Gefühl und die Töne passen auch überhaupt nicht zum Lied, weshalb man einfach nur einen großen Haufen an unpassenden Sound-Schnipseln hört, die jeglichen Spaß aus einem solchen Modus nehmen. Buu-Huus-Blöcke hingegen ist ein Puzzle-Spiel ala „Puyo Puyo Pop”, nur muss man hier Zahlen-Blöcke von eins bis fünf aneinander reihen. Hier fehlt die nötige Tiefe und Taktik, weshalb man einfach nur stur die Zahlen abbaut und eigentlich nie wirklich herausgefordert wird. Es gibt auch noch einen Minesweeper-artigen Modus für Einzelspieler bei dem man einen Turm hochklettert. Wer solche Puzzle-Spiel mag wird hier kurzweilig unterhalten, alle anderen lassen ihn schnell fallen.
Das beste Münzenrennen aller Zeiten
Nun komme ich endlich zu dem Modus, der für mich „Mario Party: Star Rush” zu einem sehr lohnenswerten Titel macht: das Münzenrennen. In diesem muss man ein knapp 90 Felder großes Brett bereisen und bis zu sieben Runden laufen. Aber man läuft nicht indem man würfelt sondern in einem 60-sekündigen Minispiel mit drei Stufen so viele Münzen sammelt wie möglich, denn für jedes Goldstück darf man ein Feld gehen. Mit der Zeit bekommt man auch noch Items, die entweder die Gegner stören oder einem selbst einen gehörigen Münzen-Boost verschaffen. Das eigentliche Highlight sind aber ganz klar die insgesamt zwölf Minispiele, wovon immer drei zufällig ausgewählt werden in jedem Durchlauf. Diese sind allesamt wirklich sehr gut gemacht und machen durch die Bank Spaß. Natürlich gibt es einige Ausreißer nach oben oder nach unten, jedoch bin ich mir sicher, dass es keinen gibt, der sagen wird, dass die Minispiele keinen Spaß machen. In meinen Testsessions verging fast keine Runde, die sich nicht am Ende noch einmal knapp entschieden hat. Damit ist allein das Münzenrennen schon einen Blick wert und hat für mich all den Schund, den Nintendo mit der Reihe in den letzten Jahren gemacht hat, vergessen lassen.
Gute Minispiele
Noch einmal zu den Minispielen an sich. Natürlich liegt das Hauptaugenmerk bei „Mario Party: Star Rush” nicht direkt auf ihnen aber sie sind trotzdem ein wichtiger Bestandteil. Neben den grandiosen Münz-Minispielen gibt es auch noch über zwei Dutzend Free-for-All-Minispiele, einige Bosskämpfe und drei Bowser-Minispiele. Auch hier sind Ausreißer nach oben und nach unten zu bemerken aber wirklich schlimm ist das nicht, denn ein Großteil macht wirklich Spaß und lässt das alte „Mario Party”-Feeling wieder hochkommen. Spezielle Modi, in denen man nur Minispiele spielt, gibt es nicht, aber man kann sie einzeln spielen, wenn man sie einmal freigeschaltet hat.
Freischaltbares en masse
Freischalten ist auch ein gutes Stichwort, denn „Mario Party: Star Rush” ist wohl einer der Ableger mit dem meisten Inhalt zum Freischalten. Dafür muss man einfach innerhalb von Modi spielen, um dort Bretter und Spiel-Varianten zu öffnen, oder man sammelt allgemein dadurch Party-Punkte, womit bis zu vier Charaktere, die sechs Modi und noch ein bisschen mehr freigeschaltet werden kann. amiibo sind auch ein wichtiger Aspekt, denn diese haben in jedem Modus eine andere Funktion und manche Figuren schalten je nach Modus auch besondere Sachen frei, die man so sonst erst mühselig sich hätte erspielen müssen. Die Optik ist gewohnt quietschbunt und sollte niemanden vom Hocker hauen, auch wenn sie ansehnlich genug ist. Der Soundtrack ist ebenfalls gewohnte Kost, die niemanden überrascht. Bis auf einige zufällige Verbindungs-Abbrüche beim Mehrspieler sind mir während der Testphase keinerlei technische Makel sonst aufgefallen.
Bisher gibt es zehn Kommentare
Es ist doch echt zum Haare raufen.
Achja, good ol' days! Ein richtig tolles Mario Party wäre bei mir auch ein absoluter Instant-Pflichtkauf.
Abgesehen vom "Münzrennen" scheinen die Modi ja nicht viel zu bieten und 12 Minispiele sind dann doch etwas lahm.
Ich wünsche mir ein "normales" Mario Party mit Spielbrett, Würfel, Münzen und Sternen zurück... ein "best of" mit allen Minispielen wäre mal was T-T