Wie aus dem Nichts kündigte Satoru Shibata auf der letzten Nintendo Direct-Ausstrahlung ein neues „The Legend of Zelda“ für den 3DS an. Wir konnten bereits eine Demo des Spiels antesten. In unserem dazugehörigen Vorschau-Bericht findet ihr Details zum Spielinhalt. Mit diesem Bericht möchten wir nun auf die Entwicklungsgeschichte des Titels eingehen, interessante Hintergrundinformationen liefern und unsere Einschätzungen abgeben.

Through the night – Fan-Artwork von Orioto

Was ist es denn jetzt?

Unklarheiten herrschten seit dem ersten Moment bezüglich der Frage, ob es sich bei dem neuen „Zelda“ um ein Remake oder ein völlig neues Spiel handelt. Immerhin wurde es unerwartet und ohne große Reden angekündigt und erinnert frappierend an „A Link to the Past“, das vor über 20 Jahren für das SNES erschienen ist. Nachdem im Januar bereits mit „The Wind Waker HD“ für Wii U ein „Zelda“-Remake angekündigt wurde, erscheint ein zweites Remake für den 3DS nicht unwahrscheinlich. Doch nein, es handelt sich um ein völlig neues Spiel mit neuen Spielmechaniken, neuer Handlung, neuen Verliesen und weiteren neuen Inhalten.

Eine der wenigen Informationen, die Nintendo preisgeben wollte: Das neue „Zelda“ soll in der gleichen Spielwelt wie „A Link to the Past“ stattfinden. Ein Vergleich der im Trailer gezeigten Oberwelt mit dem entsprechenden Ausschnitt der Karte aus „A Link to the Past“ bestätigt, dass die Spielwelt quasi recycelt wurde. Hierzulande hat das Spiel noch keinen offiziellen Untertitel und heißt schlicht „The Legend of Zelda“. In der japanischen Nintendo Direct aber hat man es als „The Legend of Zelda: Kamigami no Triforce 2“, also „A Link to the Past 2“, vorgestellt. Der vorläufige japanische Name deutet also ebenfalls an, dass es sich um ein Sequel des von einigen Fans als besten Teil der Reihe bezeichneten Spiel handeln dürfte.

In Europa und Nordamerika soll das neue „The Legend of Zelda“ noch Ende 2013 erscheinen, während sich die Japaner noch bis Anfang 2014 gedulden müssen. „The Legend of Zelda 3DS“ wird unter der Leitung des „Zelda“-Produzenten Eiji Aonuma von der dritten Gruppe der Nintendo Entertainment Analysis & Development (EAD) entwickelt. Damit befindet sich das Spiel in den fähigen Händen des wichtigsten Nintendo-Studios. Das Team arbeitet derzeit außerdem an „Zelda“ für die Wii U sowie dem HD-Remake von „The Wind Waker“, das vermutlich größtenteils jedoch über Outsourcing von einem anderen Studio entwickelt wird.

Eine kleine Historie

Ganz nach „Inside Nintendo“-Manier möchten wir an dieser Stelle den bislang bekannten Entwicklungsprozess des neuen Spiels rekonstruieren.

Am 11. September 2011, ein paar Monate vor dem Erscheinen des 16. Teiles „Skyward Sword“, plauderte Aonuma mit Game Informer über die Zukunft seiner Reihe. Neben vagen Angaben über das noch heute unenthüllte Wii U-„Zelda“ gab Aonuma hier erstmals Informationen zu „The Legend of Zelda“ für den 3DS bekannt. Er gehe davon aus, etwas „sehr Interessantes“ für den 3DS entwickeln zu werden. Es werde ein Spiel werden, in dem der 3D-Effekt von Bedeutung sein würde. Aus dieser Angabe kann man schließen, dass die Planung des Spiels damals schon recht weit fortgeschritten war. Dank dem wenige Monate zuvor erschienenen „Ocarina of Time 3D“, das die EAD in Kooperation mit Grezzo entwickelt hatte, konnte das Team bereits Erfahrungen mit der 3DS-Hardware sammeln und hätte theoretisch die Engine des Spiels wiederverwenden können.

Am 4. November 2011 gab Aonuma neue Informationen bekannt, die bis zum April 2013 die einzigen über das neue 3DS-„Zelda“ waren. Ein neues „Zelda“-Spiel werde für den 3DS vorbereitet; es werde sich nicht um einen direkten Nachfolger der DS-Teile handeln, stattdessen solle das Spiel sich eher daran orientieren, was auf „vorherigen Konsolen“ gemacht worden war.



Zu dieser Zeit forderten viele Fans aufgrund des Erfolges von „Ocarina of Time 3D“ ein 3D-Remake von „Majora's Mask“. Aonuma zeigte sich gegenüber der Idee zwar nicht abgeneigt, stellte aber sicher, dass zuvor auf alle Fälle ein völlig neuer Ableger für den 3DS erscheinen würde:

Eine Überraschung? Nein, ganz im Gegenteil.

Ich behaupte jetzt einmal Folgendes: Das neue „The Legend of Zelda“, das sich als Sequel und gleichzeitig Hommage an „A Link to the Past“ zu verstehen scheint, war überhaupt keine Überraschung. Das alles war vorher schließlich bekannt, und das ist kein Scherz!

Denn am 8. November 2011 merkte Aonuma im Interview mit GamesRadar an, dass der „Zelda“-Erfinder und sein Boss, Shigeru Miyamoto, gerne wieder die alten 2D-Spiele der Reihe wiederbeleben wollte (wir berichteten). Konkret sagte Aonuma, ein Spiel wie „A Link to the Past“ würde von autostereoskopischem 3D profitieren und vielleicht werde man dies in der Zukunft umsetzen. Bereits am 23. April 2011 übrigens hatte Miyamoto so etwas erstmals öffentlich kund getan.

Sogar Mr. Miyamoto selbst spricht momentan häufig davon, den Fokus wieder verstärkt auf die 2D-Spiele der Zelda-Reihe zu legen. Besonders Teile der Serie, die sich durch multiple Level auszeichnen, wie es seinerzeit „The Legend of Zelda: A Link to the Past“ tat, könnten viel durch eine Überarbeitung in 3D dazugewinnen. Es wäre auf jeden Fall ein sehr interessantes Projekt und ich würde sagen, dass durchaus eine Möglichkeit für die Zukunft besteht, es in die Tat umzusetzen.

Wie wir heute wissen, ist dies tatsächlich Wirklichkeit geworden. Eine kleine Anekdote am Rande: Häufig erwähnt Miyamoto beiläufig, was er gerne machen würde und irgendwann erblickt ein solches Spiel tatsächlich das Licht der Welt. Da dies natürlich nicht ganz im Sinne der höhergestellten Nintendo-Bosse ist, spricht Miyamoto inzwischen nur noch ungern über seine Vorlieben oder Konzepte, die er gerne umsetzen würde. Doch zurück zum Thema; ganze drei Tage später veröffentlichte die GamePro ein wenig beachtetes Aonuma-Interview, das den Entwicklungsprozess des neuen 3DS-„Zelda“ weiter beleuchtet. Außerdem zeigt dieses Zitat, dass bereits bekannt war, dass es sich um ein direktes Sequel handeln würde:



Am 22. Februar 2012 verschickte Aonuma über den Nintendo-Briefkasten einen interessanten Brief an alle Besitzer von „Ocarina of Time 3D“. Hierin hieß es unter anderem: „I hope you're looking forward to New Legend of Zelda games“. Die Tatsache, dass „New“ großgeschrieben wurde, obwohl dies eigentlich falsch wäre, ist hier interessant. Wollte Aonuma das „New“ betonen und damit implizieren, dass sich das neue 3DS-„Zelda“ bewusst an die frühen Teile der Reihe anlehnen sollte – wie „New Super Mario Bros.“?

Und am 12. April 2012 sagte Miyamoto gegenüber der EDGE aus, gerne ein auf „A Link to the Past“ basierendes Spiel entwickeln zu wollen. Als IGN während der E3 2012 mit Miyamoto sprach, zeigte sich dieser aber unentschlossener. Man habe noch nicht entschieden, ob man zunächst „Majora's Mask“ remaken und doch nicht ein neues „A Link to the Past“ entwickeln wolle (wir berichteten). In Anbetracht der Tatsache, dass man sich zu dieser Zeit längst dazu entschieden haben muss, kommen wir nicht umhin zu vermuten, dass Miyamoto damals nicht ganz die Wahrheit gesagt hat.

Was haben „Super Mario 3D Land“ und „The Legend of Zelda“ für den 3DS miteinander zu tun?

Das Fazit, zu dem wir kommen, könnte aus einem Japano-RPG stammen: Alles war prädestiniert, alles ist genauso eingetroffen, wie vorhergesagt, wir haben alles vorher gewusst. Etwas nüchterner: Seit dem 23. April 2011 haben Miyamoto und Aonuma mehrmals betont, wie sinnvoll ein 3D-Spiel mit „A Link to the Past“ als Basis wäre. Das ist fast zwei Jahre her. Außerdem wussten wir genau genommen bereits seit einiger Zeit, dass das neue Projekt ein Sequel eines anderen „Zelda“ werden solle. Die Aussage, dass es sich nicht an die DS-„Zelda“, sondern an die Teile für „frühere Konsolen“ orientieren soll, ist ebenfalls eingetroffen. Somit war in der Tat das Grundkonzept des neuen „The Legend of Zelda“ bekannt, doch natürlich hat niemand auf all diese Bekundungen wert gelegt. Erst jetzt, da das Spiel enthüllt wurde, werden diese Zusammenhänge klar.

Wie weiter oben erwähnt, hatte Aonuma im September 2011 schon darauf hingewiesen, dass in „The Legend of Zelda“ der 3D-Effekt von Bedeutung sein würde. Nun fragt man sich, wie ein Spiel aus einer 2D-Vogelperspektive von einem 3D-Effekt profitieren soll – doch wer sich den kostenlosen, im eShop des 3DS erhältlichen Trailer anschaut, wird die Antwort erfahren. Der vorgestellte Tempel aus „The Legend of Zelda 3DS“ hat eine irrsinnige Anzahl an Ebenen und es gibt ein Spielelement, das Link in die Höhe schleudert. Das Spielprinzip scheint also in diesem Demo-Dungeon auf die Vertikale ausgelegt zu sein und dabei erweist sich der 3D-Effekt als äußerst stimmig.

Ein Spiel, in dem der 3D-Effekt tatsächlich bedeutend ist und nicht nur optisches Beiwerk – woher kennen wir das nur? Genau, von „Super Mario 3D Land“! Um die im Namen dieses Abschnittes gestellte Frage zu beantworten, ja, auch „Super Mario 3D Land“ wurde mit der Zielsetzung entwickelt, 3D sinnvoll in das Spielprinzip einzubauen. Tatsächlich scheint es in diesem 3D-Jump'n'Run, das Ende 2011 für den 3DS herauskam, im 3D-Modus viel einfacher zu sein, Distanzen abzuschätzen und sichere Sprünge hinzulegen. Auch „Super Mario 3D Land“ wurde in den Büros der EAD entwickelt; die Endphasen der Entwicklung fallen genau mit dem Beginn der Entwicklung des 3DS-„Zelda“ zusammen.

Es ist nicht selten, dass „Mario“- und „Zelda“-Spiele gleichzeitig von der EAD entwickelt werden und sich gegenseitig beeinflussen; immerhin stammen beide Reihen ursprünglich auch von Shigeru Miyamoto und Takashi Tezuka. Ein weiteres, markantes Merkmal von „Super Mario 3D Land“ war, dass es sich stark am dritten „Mario“-Teil „Super Mario Bros. 3“ orientierte. „A Link to the Past“, an das sich das offizielle Sequel für den 3DS anlehnt, ist ebenfalls der dritte Teil der Reihe. „Super Mario 3D Land“ wollte die alten 2D-Ableger geschickt mit den neueren 3D-Spielen der Reihe kreuzen – „The Legend of Zelda 3DS“ vermengt Elemente aus den alten 2D-„Zelda“ mit den neueren Teilen der Reihe. Das alles haben die beiden Spiele gemeinsam. Man könnte auch sagen, „Super Mario 3D Land“ und „Zelda 3DS“ haben die gleiche Philosophie, auf die die Konzept der beiden Spiele fußen.

Fazit

Wie wir dargestellt haben, plauderten Miyamoto und Aonuma jahrelang über „The Legend of Zelda“ für den 3DS und keiner hat es so wirklich gemerkt. Daher war die große Überraschung vom letzten Mittwoch eigentlich gar keine, denn alle markanten Features waren streng genommen bereits bekannt. Außerdem scheinen die Entwickler des Spiels ähnliche Zielsetzungen zu haben, wie das Team hinter „Super Mario 3D Land“.

Freut ihr euch auf „The Legend of Zelda“ für den 3DS? War für euch die Ankündigung ebenso unerwartet, wie für uns? Teilt uns eure Meinung in den Kommentaren mit!

Aufgrund der kurzfristigen Ankündigung haben wir diesen Teil von „Inside Nintendo“ zwischengeschoben. Mit dem dritten Teil unserer Reportage zur Geschichte der EAD wird es daher erst in zwei Wochen weitergehen.