Inside Nintendo 184: Wer ist wer? Ein Blick in Nintendos interne Spieleabteilungen (Teil 1)

Was wäre eine Nintendo-Konsole ohne Nintendo-Spiele? Seit jeher stellen die Eigenproduktionen des Konzerns die wichtigsten Kaufargumente für seine Konsolen dar. Dazu beschäftigt Nintendo neben einer Handvoll Tochterunternehmen sowie zahlreichen unabhängigen Partnerstudios auch selbst mehrere hundert Spieleentwickler. Um noch besser und effizienter neue Spiele herausbringen zu können, hat der Konzern vor wenigen Jahren seine internen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen komplett umgekrempelt. Seitdem gibt es nur noch eine einzige Abteilung für Spieleentwicklung. Sie hört auf den Namen „Entertainment Planning & Development“ (EPD) und hat bei jeder Software, die irgendwie mit Nintendo zusammenhängt, ihre Finger im Spiel.

Doch warum sollte man sich als Spieler für so spröde Themen wie die Hierarchie von Entwicklungsabteilungen interessieren? Nun, wer verstehen möchte, wie Nintendo neue Spiele produziert und auf den Markt bringt, der muss die interne Struktur von Nintendo EPD durchschauen. Das riesige interne Studio besteht aus mehreren Unterabteilungen mit je eigenen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Informationen dazu sickern aber nur langsam und häppchenweise durch, sodass Kenner des Konzerns Angaben aus den Abspännen neuer Spiele wie Puzzlestücke zusammenfügen müssen. Das Bild, das sich dadurch ergeben hat, stellen wir euch in dieser Reportage vor. Dazu werden wir die einzelnen EPD-Unterabteilungen mitsamt ihrer Geschichte, bekannten Persönlichkeiten sowie natürlich ihren Spieleprojekten vorstellen.

In diesem Gebäude, dem Nintendo Kyoto Development Complex, befinden sich die Abteilungen Entertainment Planning & Development (EPD) und Platform Technology Development (PTD) – es ist also der Ort, an dem Nintendo-Spiele und -Konsolen entwickelt werden. Geöffnet wurde das Gebäude erst Mitte 2014; zuvor waren Nintendos Spieleentwicklungsabteilungen EAD und SPD auf zwei unterschiedliche Gebäude in Kyoto aufgeteilt (Foto: Wikimedia Commons).

Von Nintendo EAD zu Nintendo EPD: Eine kleine Geschichtsstunde

Bevor wir in medias res gehen, möchten wir kurz mit einigen Notizen die Geschichte von Nintendos Entwicklungsabteilungen skizzieren. Für ausführlichere Informationen verweisen wir auf unsere Reportage „Nintendos Entwicklungsabteilungen im Wandel der Zeit“ von 2015.

Etwa zwei Jahrzehnte lang war Nintendos interne Struktur geprägt von vier Abteilungen für Forschung und Entwicklung (Research & Development, kurz R&D): R&D1 war für Handheld-Konsolen und -Spiele zuständig und wurde geleitet von Gunpei Yokoi; bei R&D2 entstanden unter der Ägide von Masayuki Uemura die frühen Heimkonsolen und kleinere Spiele; R&D3 und Genyo Takeda kümmerten sich ebenfalls um kleinere Spieleprojekte sowie um Zubehör und ab dem N64 auch um Heimkonsolen; 1984 schließlich kam die von Shigeru Miyamoto geleitete R&D4-Abteilung hinzu, welcher der Großteil der internen Spieleentwicklung oblag und die später unter dem Namen „Entertainment Analysis & Development“ (kurz EAD) firmierte.

2004 hat der damalige Nintendo-Präsident Satoru Iwata dann eine breitflächige Umstrukturierung vorgenommen: Miyamotos EAD-Studio blieb als Haupt-Spieleabteilung bestehen, während für die Hardwareentwicklung seitdem zwei Abteilungen verantwortlich zeichneten: Research & Engineering Development (RED) für Handhelds, Integrated Research & Development (IRD) für Heimkonsolen. Ganz neu gegründet wurde Software Planning & Development (SPD), dessen Zügel Iwata selbst in die Hand nahm. SPD entwickelte kleinere Titel, war aber vor allem als Betreuer sämtlicher externer First-Party-Entwicklungen von Bedeutung.

Die nächste große Umstrukturierung erfolgte 2015 nach Iwatas Tod. Die gesamte Hardwareentwicklung wurde unter dem Dach des neuen Platform Technology Department (PTD) vereinigt, während EAD und SPD zu einer einzigen Abteilung fusionierten: Entertainment Planning & Development (EPD). Dass das legendäre Studio Nintendo EAD also seit nunmehr sechs Jahren nicht mehr in dieser Form besteht, dürfte in den Köpfen vieler Nintendo-Fans noch gar nicht richtig angekommen sein. Mit anderen Worten ist EPD nun der Ort, an dem Nintendos First-Party-Spiele entstehen. Doch wie muss man sich dieses Studio, dessen kreativer und phantasievoller Spieleoutput seinen so unspektakulär und steril wirkenden Namen Lügen straft, näher vorstellen?

Bei den ganzen Abkürzungen und wenig aussagekräftigen Namen ist es gar nicht so einfach, die Geschichte von Nintendos internen Entwicklungsabteilungen nachzuverfolgen. Diese Zeitleiste gibt einen gebündelten Überblick über die wichtigsten Zusammenhänge.

Grundsätzliches zum Entwicklungsprozedere

Die einzelnen Unterabteilungen von Nintendo EPD darf man sich nicht wie fest voneinander abgegrenzte Teams vorstellen, wie es die häufige Rede etwa vom „Zelda“-Team und dergleichen suggeriert. Wie auch schon früher die EAD-Abteilung zeichnet sich EPD durch einen riesigen Mitarbeiter-Pool aus, der je nach Bedarf den einzelnen Unterabteilungen zugeordnet wird. Die einzelnen „Teams“, die wir im Folgenden vorstellen werden, haben daher streng genommen nur eine Handvoll fester Mitarbeiter, nämlich in der Regel nur Produzenten und Projektleiter. Spiel- und Leveldesigner werden dagegen ebenso wie Grafiker, Programmierer, Tontechniker und Co. frei innerhalb der gesamten Abteilung je nach Bedarf verschiedenen Projekten zugewiesen.

Natürlich wird beispielsweise ein bewährter Mitentwickler eines „Super Mario“-Spiels meist auch bei der Fortsetzung eingesetzt werden. Die Pointe liegt aber darin, dass viele der EPD-Mitarbeiter nicht einfach nur an einer einzigen Spielereihe arbeiten, sondern im Laufe ihrer Karriere an ganz verschiedenen Genres und Marken mitwirken. Um willkürlich zwei Beispiele herauszugreifen: Koji Takahashi, der Art Director von „Animal Crossing: New Horizons“, war zuvor als Grafiker nicht nur an früheren „Animal Crossing“-Titeln, sondern auch an mehreren „Zelda“-Spielen sowie an „Wii Music“ beteiligt; und zum Œuvre des Programmierers Arisa Kitani gehören so vielfältige Titel wie „Nintendogs“, „New Super Mario Bros. U“, „Zelda: A Link Between Worlds“, „Splatoon“ und „Ring Fit Adventure“.

Dieses personelle Vorgehen ermöglicht, dass Nintendo EPD besonders flexibel und effizient arbeiten und von einem vielfältigen Erfahrungsaustausch profitieren kann. Wichtig ist außerdem die Unterscheidung zwischen internen und externen Entwicklungsprojekten. Spiele wie „Super Mario“ oder „The Legend of Zelda“ werden größtenteils intern bei Nintendo EPD entwickelt, während viele andere Titel, die Nintendo veröffentlicht, bei externen Studios des Unternehmens oder bei unabhängigen Partnern entstehen. In diesem Fall fungieren einzelne EPD-Mitarbeiter als Produzenten und Koordinatoren; die eigentliche Entwicklungsarbeit findet dann bei den externen Studios statt. Welche Spiele komplett in Eigenregie produziert werden und bei welchen EPD nur als Kooperationspartner fungiert, wird deutlicher werden, wenn wir die einzelnen Unterabteilungen des Studios durchgehen.

Nintendo EPD im Überblick

AbteilungLeiterZuständigkeitsbereichUrsprung
EPD 1
Hitoshi Yamagami
externe Kooperationen: „Xenoblade“, „Fire Emblem“ u.a.SPD 2
EPD 2
Toshiharu Izuno
externe Kooperationen
SPD 4
EPD 3
Eiji Aonuma
interne Entwicklungen: „Zelda“
EAD 3
EPD 4
Koichi Kawamoto
interne Entwicklungen: „Nintendo Labo“, „Ring Fit Adventure“ u.a.
SDD
EPD 5
Aya Kyogoku
interne Entwicklungen: „Animal Crossing“, „Splatoon“
EAD 2
EPD 6
Kensuke Tanabe
externe Kooperationen: „Metroid Prime“, „Paper Mario“, „Luigi’s Mansion“ u.a.
SPD 3
EPD 7
Katsuya Yamano
interne Entwicklungen: „WarioWare“, „Rhythm Paradise“, 2D-„Metroid“
SPD 1
EPD 8
Koichi Hayashida
interne Entwicklungen: 3D-„Mario“
EAD Tokyo 2
EPD 9
Kosuke Yabuki
interne Entwicklungen: „Mario Kart“, „Arms“
EAD 1
EPD 10
Hiroyuki Kimura
interne Entwicklungen: 2D-„Mario“, „Pikmin“ u.a.
EAD 4
Smart Device Production Group
Hideki Konno
interne Entwicklungen: Mobile-Spiele
-

Wer die Fäden in der Hand hält

Nintendo EPD umfasst schätzungsweise um die 800 Mitarbeitende. Bei einer solchen Studiogröße ist gutes Management das A und O. Drei Jahrzehnte lang hatte Shigeru Miyamoto als Chefproduzent und oberster Manager von R&D4/EAD die Leitung aller internen Nintendo-Entwicklungen inne, doch seit 2015 gab es große personelle Verschiebungen. Seitdem ist er als Creative Fellow in einer beratenden Tätigkeit unterwegs, während Leitung und Verwaltung anderen Entwicklern obliegen. Leiter und Chefproduzent von Nintendo EPD ist nunmehr Shinya Takahashi, der seit Ende der 1980er-Jahre bei Nintendo tätig ist und zuvor bereits die SPD-Abteilung geleitet hatte. Er ist somit die Nummer 1 für die gesamte Nintendo-Spieleentwicklung und beaufsichtigt sämtliche Projekte, seien es interne Eigenproduktionen oder externe Kooperationen.

Zur obersten Führungsriege von Nintendo EPD gehören neben dem General Manager Takahashi mehrere weitere Nintendo-Veteranen, die Titel wie Deputy General Manager oder Senior Officer tragen. Sie sind Takahashi unter-, den einzelnen Teams und ihren Produzenten aber übergeordnet, haben also ebenfalls eine übergreifende Verantwortung. Dazu zählen bekannte Namen wie Katsuya Eguchi, Yoshiaki Koizumi, Hisashi Nogami, Eiji Aonuma, Yoshio Sakamoto oder Takashi Tezuka. Mit Ausnahme von Tezuka, der schon eine längere Management-Erfahrung hat, haben sie alle mehrere Jahre lang eigene Entwicklerteams geleitet, ihre Tätigkeiten als Produzenten und Gruppenleiter nun aber überwiegend an jüngere Mitarbeiter abgegeben.

Ein Großkonzern wie Nintendo hat natürlich eine vertrackte Struktur mit einer Vielzahl von Managern. Der eigentliche Zauber der Spielentwicklung erfolgt aber nicht hier, sondern innerhalb der einzelnen Produktionsteams. Beginnen wir nun also mit unserer Reise durch die EPD-Unterabteilungen.

Hitoshi Yamagami und Genki Yokota von Nintendo EPD 1 haben bei großen Rollenspiel-Projekten die Fäden in der Hand.

Die Rollenspiel-Experten: Hitoshi Yamagami und EPD 1

Von „Pokémon“ über „Fire Emblem“ bis hin zu „Xenoblade“: Die Production Group No. 1 von Nintendo Entertainment Planning & Development hat bei fast allen von Nintendo veröffentlichten Rollenspielen in den letzten Jahren ihre Finger im Spiel gehabt. Da Rollenspiele eines jener Genres sind, die Nintendo kaum intern entwickelt, handelt es sich hier immer um Kooperationen mit externen Partnern wie Game Freak, Intelligent Systems oder Monolith Soft. Darüber hinaus ist EPD 1 auch bei der „Kirby“-Reihe sowie den Nintendo-Exklusivspielen aus dem Hause Platinum Games involviert.

Damit obliegt EPD 1 in erster Linie die Aufsicht über jene Partnerstudios, die dem Nintendo-Konzern besonders nahestehen. Abteilungsleiter und Produzent Hitoshi Yamagami arbeitet bereits seit 1989 für Nintendo und hat in seinen frühen Jahren Puzzlespiele wie „Yoshi’s Cookie“ sowie mehrere „Tetris“-Fortsetzungen und „Dr. Mario“-Titel geleitet. Ihn hat der „Tetris“-Lizenzhüter Henk Rogers einmal als „einen der pfiffigsten Spieldesigner, die ich kenne“, bezeichnet. Yamagami hat bereits bei Nintendo SPD, aus deren zweiter Unterabteilung EPD 1 hervorging, als Abteilungsleiter und Produzent zahlreicher externer Spiele mitgewirkt.

Ein weiterer wichtiger Mitarbeiter dieser Abteilung ist Genki Yokota, der unter anderem bei sämtlichen „Xenoblade“- sowie allen „Fire Emblem“-Teilen seit „Awakening“ als Co-Director fungiert hat. Man kann ihn vielleicht als den Rollenspiel-Experten innerhalb von Nintendo EPD bezeichnen. Da er bislang ausschließlich für Kooperationen im Regiestuhl saß, ist sein tatsächliches Potenzial schwer einzuschätzen, doch 2020 ist er zum Co-Produzenten aufgestiegen. Weniger bekannte Entwickler von EPD 1 sind Akira Kinashi, der insbesondere als Koordinator der „Pokémon“-Reihe tätig ist, und Kaori Ando, Projektleiterin von „Tokyo Mirage Sessions #FE“ sowie „Astral Chain“.

Da die Studios, mit denen EPD 1 zusammenarbeitet, sehr umtriebig sind, betreut das Team auch aktuell mehrere Projekte. Neben „Pokémon Strahlender Diamant“/„Leuchtende Perle“ und „Pokémon-Legenden: Arceus“, die Ende 2021 bzw. Anfang 2022 auf den Markt kommen sollen, zählt dazu auch das nächste große Rollenspiel von Monolith Soft, das bislang noch unangekündigt ist.

Toshiharu Izuno, langjähriger Koordinator und Produzent der „Mario“-Spin-offs, zusammen mit Hiroyuku und Shugo Takahashi von Camelot Software, die jüngst für Nintendo „Mario Golf: Super Rush“ entwickelt haben (Foto: Famitsu).

Mario-Spin-offs en masse: Toshiharu Izuno und EPD 2

EPD 2 hat sich ebenfalls ganz der Zusammenarbeit mit externen Studios verschrieben, wobei es sich hier überwiegend um Spin-offs rund um Nintendos gigantisches „Mario“-Franchise handelt. Die Abteilung hat die Aufsicht über diverse „Mario“-Sportableger sowie die Reihen „Mario & Luigi“, „Mario Party“ und „Yoshi“. Auch die von Masahiro Sakurai und in den letzten Jahren von Namco Bandai entwickelte „Super Smash Bros.“-Reihe wird bei EPD 2 betreut. Die Partnerstudios von EPD 2, darunter Camelot, Good-Feel sowie das 2019 insolvent gegangene AlphaDream, sind überwiegend unabhängig von Nintendo. Eine Ausnahme stellt NDcube dar, wo seit 2012 die „Mario Party“-Serie beheimatet ist.

Abteilungsleiter Toshiharu Izuno hat bereits von Anfang an als Koordinator und später als Produzent an „Mario Golf“, „Mario Tennis“ und „Golden Sun“ mitgearbeitet. Auch für von Nintendo veröffentlichte Horrorspiele wie „Project Zero“ und „Spirit Camera“ – ein weiteres Genre, das EPD nur selten bedient – wirkte er als Produzent. Er kann auf über 20 Jahre Erfahrung in der Begleitung externer Entwickler zurückblicken, ist aber erst 2015 zum Abteilungsleiter befördert worden und daher bislang noch recht unbekannt. Die Wurzeln von EPD 2 liegen in der früheren vierten SPD-Abteilung. Deren damaliger Produzent Hiroshi Sato, der die „Mario Party“-Reihe von ihren Anfängen an mitbegleitet hat, scheint seit einigen Jahren nicht mehr bei Nintendo aktiv zu sein.

Zu den vielen Projekten, um die sich EPD 2 kümmert, gehört auch die von Sega entwickelte Crossover-Serie „Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen“, die seit ihrem Debüt 2007 von Nintendo-Produzent Toyokazu Nonaka betreut wid. Eine weitere prominentere Person innerhalb von EPD 2 ist Akira Otani, seines Zeichens Produzent der aktuell auf Eis befindlichen „Mario & Luigi“-Spiele. Derzeit koordiniert EPD 2 die Arbeiten an „Mario Golf: Super Rush“, das wieder bei Camelot entsteht und im Juni 2021 für Switch veröffentlicht werden soll.

„Zelda“-Produzent Eiji Aonuma und Projektleiter Hidemaro Fujibayashi präsentieren das zweite DLC-Paket zu ihrem Meisterwerk „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“.

Die Heimat von The Legend of Zelda: Eiji Aonuma und EPD 3

Die erste EPD-Abteilung, die primär mit interner Spieleentwicklung betraut ist, beansprucht bei ihren Projekten oft sehr viele Ressourcen innerhalb von Nintendo. Die Rede ist von EPD Production Group No. 3, jener Abteilung, die ausschließlich für die berühmte Reihe „The Legend of Zelda“ zuständig ist. Befanden sich in früheren Jahren je ein großer Konsolen- sowie ein kleinerer Handheldteil der Reihe parallel in der Mache, so scheint EPD 3, seit Nintendo mit der Switch nur noch eine Hardwareplattform aktiv unterstützt, nur an einem Spiel auf einmal zu arbeiten.

Bereits seit vier Jahren befindet sich „Breath of the Wild 2“ in der Entwicklung, zu dem wir im Laufe des Jahres endlich nähere Informationen erhalten sollen. Neben diesem Mammut-Projekt war EPD 3 zuletzt beteiligt am von Koei Tecmo entwickelten „Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung“ und steckt aktuell ferner in den Arbeiten an „Skyward Sword HD“, das bereits im Juli erscheinen soll. Das Switch-Remake von „Link’s Awakening“ hingegen war extern bei Grezzo entstanden, wobei EPD 3 die Produktion beaufsichtigte und koordinierte.

In der illustren Runde der Nintendo-Produzenten hat EPD-3-Chef Eiji Aonuma einen der größten Bekanntheitsgrade, aber auch einen der am engsten umrissenen Zuständigkeitsbereiche. Denn während so gut wie alle anderen Entwicklungsmanager bei Nintendo in eine große Bandbreite an Projekten involviert sind, umfasst Aonumas Ludographie seit über 20 Jahren ausnahmslos „The Legend of Zelda“-Spiele. 2010 gab er in einem Interview sogar seinem Gefühl Ausdruck, „gefangen im ‚Zelda‘-Käfig“ zu sein. Mehr über seine Karriere erfahrt ihr in „Inside Nintendo 119: Die Karriere des Zelda-Produzenten Eiji Aonuma“.

Im Regiestuhl saß Aonuma schon seit „Twilight Princess“ nicht mehr. Seither bekleidet der frühere Capcom-Mitarbeiter Hidemaro Fujibayashi die Funktion des Haupt-Projektleiters der „Zelda“-Reihe. In seiner Zeit bei Capcom hatte er schon die „Zelda“-Teile „Oracle of Ages“/„Oracle of Seasons“ sowie „The Minish Cap“ geleitet, und wie schon bei „Skyward Sword“ und „Breath of the Wild“, so übernimmt er auch bei der kommenden Fortsetzung die Regie. Fujibayashi ist somit gegenwärtig eine der wichtigsten Persönlichkeiten innerhalb von EPD.

Fujibayashis Namen sollten sich „Zelda“-Fans auf jeden Fall merken, doch es gibt noch weitere verdienstvolle Köpfe von EPD 3. Von allen aktuell leitenden „Zelda“-Entwicklern am erfahrensten, dafür aber auch mit Abstand am unbekanntesten ist Yoichi Yamada. Er hat es bis heute geschafft, unter dem Radar zu fliegen, obwohl er von „A Link to the Past“ bis hin zu „Breath of the Wild“ bei fast jedem Teil der Reihe Regieassistent oder leitender Planer gewesen ist. Wichtige Teammitglieder sind außerdem Hiromasa Shikata, seines Zeichens Projektleiter der 3DS-Teile „A Link Between Worlds“ und „Tri Force Heroes“, sowie Daiki Iwamoto, Director der DS-Teile „Phantom Hourglass“ und „Spirit Tracks“.

Drei maßgebliche Entwickler hinter „Nintendo Labo“: Tsubasa Sakaguchi, Kouichi Kawamoto und Yoshiyasu Ogasawara (Foto: Nintendo).

Experten für experimentelle Entwicklungen: Kouichi Kawamoto und EPD 4

Unter der Ägide der vierten EPD-Abteilung entstanden einige der ungewöhnlichsten und innovativsten Nintendo-Spiele der letzten Jahre. Der Switch-Launchtitel „1-2-Switch“, die Papp-Spielerei „Nintendo Labo“, der Fitness-Überraschungserfolg „Ring Fit Adventure“ – all diese Projekte von EPD 4 erproben neuartige Spielkonzepte, die die Hardware auf innovative Weise ausreizen. In einem „Nintendo Labo“-Bausatz wagte sich das Team sogar in die Welten der Virtuellen Realität vor. Auch das neueste „Dr. Kawashima“-Spiel, erschienen Anfang 2020 für Switch, ist innerhalb dieses Teams entstanden, ebenso wie in früheren Jahren die 3DS-App „Nintendo Badge Arcade“ oder das quirlige Mii-Rollenspiel „Miitopia“, welches von Remake-Spezialist Grezzo jüngst für die Switch umgesetzt worden ist.

In EPD 4 lebt das frühere Software Development & Design Department (SDD) fort, eine kleine Unterabteilung von Nintendo SPD, die zum Zweck der Entwicklung experimenteller Spiele unter dem „Touch Generations!“-Label und von Systemsoftware für Wii und DS ins Leben gerufen worden war. Einer der wichtigsten Mitarbeiter von SDD war Kouichi Kawamoto, der jetzige Abteilungsleiter von EPD 4. Angefangen als Programmierer bei „Mario Artist“ und „WarioWare“, zwei ebenfalls sehr experimentellen Veröffentlichungen, erfolgte sein großer Durchbruch innerhalb von Nintendo mit einem Prototyp, aus dem später „Dr. Kawashima“ werden sollte. Später hatte der kreative Japaner eine leitende Rolle bei der Entstehung der Nintendo Switch inne.

Neben Produzent und Abteilungsleiter Kawamoto möchten wir die Aufmerksamkeit auf zwei weitere bedeutende Teammitglieder lenken, die bereits in der Vergangenheit an wichtigen Spielen gewerkelt haben. Co-Produzent Takayuki Shimamura etwa hat als Projektleiter der „Wii Sports“-Reihe sowie von „Nintendo Land“ ebenfalls viel Erfahrung mit innovativen Spielkonzepten und Starttiteln, welche die technischen Möglichkeiten neuer Hardware ausloten. „Nintendo Labo“-Chefentwickler Tsubasa Sakaguchi dagegen hatte sich zuvor, freilich bei einer anderen EPD-Abteilung (siehe Teil 2 der Reportage), als Co-Director des Shooter-Erfolgs „Splatoon“ einen Namen gemacht.

Viele Produkte von EPD 4 sind keine Videospiele im klassischen Sinne und gehören keinen etablierten Spielereihen an. Daher lässt sich kaum absehen, welche Projekte die Abteilung als nächstes hervorbringen wird. Eines aber dürfte sicher sein: Es werden ungewöhnliche und innovative Spiele sein, die die Grenzen des auf einer Spielekonsole Machbaren ergründen.


Mit den übrigen Unterabteilungen von Nintendo Entertainment Planning & Development, beginnend mit der Production Group No. 5 – dem Team hinter „Animal Crossing“ und „Splatoon“, geleitet von der einzigen Frau in der Riege der EPD-Abteilungsleiter –, beschäftigen wir uns im folgenden zweiten Teil der Reportage.

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